Erster Kasus - Nominativ


Der Nominativ kann im Satz zwei (syntaktische) Funktionen erfüllen:

  1. Subjekt: im Aktiv steht die handelnde, im Passiv die erleidende Person oder Sache im Nominativ.
  2. Prädikativum* bzw. Prädikatsnomen: Hilfsverben bzw. sog. kopulative (verbindende) Verben können mit einem im Nominativ stehenden Prädikatsnomen verbunden werden. Das Prädikatsnomen gibt eine notwendige Information zur Komplettierung der Verbalaussage. Meistens ist das Prädikatsnomen ein Adjektiv oder Substantiv.


Die bekannteste Kopula ist esse:

Caesarimperatorest.CaesaristFeldherr.
SubjektPrädikatsnomenPrädikatSubjektPrädikatPrädikatsnomen


Weitere:

fieriwerden
manerebleiben
nascigeboren werden als
videri(er-)scheinen


Einige Beispiele zur Veranschaulichung (Prädikatsnomina fettgedruckt):

Qui non quaesiverit, stultus manebit.
Wer nicht fragt, bleibt dumm.
Ego mortalis nascitur.
Ich bin als Sterblicher geboren.
Nunc eo decidit, ut exsul de senatore, rhetor de oratore fieret.
Jetzt ist er so tief herabgesunken, dass er vom Senator zum Verbannten, vom Redner zum Lehrer der Beredsamkeit wurde.
Imbelles timidique videmur.
Wir scheinen unkriegerisch und furchtsam (zu sein).



Verben, die im Aktiv mit prädikativem Akkusativ (Objektsprädikativ) verbunden werden können, stehen im Passiv mit prädikativem Nominativ. Man spricht in diesem Fall auch vom doppelten Nominativ bzw. Akkusativ.

Canis munus domino datus est.
Der Hund wurde dem Hausherrn als Gabe überreicht.
De Caesaris adventu Helvetii certiores facti sunt.
Die Helvetier wurden über die Ankunft Caesars benachrichtigt.
Defuncto Traiano Aelius Hadrianus creatus est princeps.
Nach dem Ableben Trajans wurde Aelius Hadrianus zum Kaiser gewählt.







* In einigen Grammatiken wird der Begriff "Prädikatsnomen" durchaus synonym zu dem Begriff "Prädikativ" verwandt:

1. Caesar amicus est.Caesar ist ein Freund.
2. Caesar amicus venit.Caesar kommt als Freund.

"als Freund" und "ein Freund" würden dann syntaktisch beide als Prädikativa bezeichnet werden. Diese Darstellung ist allerdings ungenau und kann zu Missverständnisse führen. Sinnvoller wäre es von obligatorischen und fakultativen Prädikativen zu sprechen. Während kopulative Verben (1. Beispiel) zwingend eine prädikative Ergänzung (Prädikatsnomen) fordern, ist der Einsatz eines Prädikativs bei anderen Verben fakultativ (2. Beispiel).


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