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  | Übersetzungen - Horaz |  
  | Horaz - Oden - liber quartus - Carmina 8-15 - Deutsche Übersetzung |  
  | 23.05.2013 - 11:31 |  
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 |  | Oden IV - Carmina 8-15 |  |  |  |  | 
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 | Carmen VIII - Lob der Dichtung I - Versmaß: erste asklepiadeische Strophe |  | 
 
 
 
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 | Donarem pateras grataque commodus,
 Censorine, meis aera sodalibus,
 donarem tripodas, praemia fortium
 Graiorum, neque tu pessuma munerum
 ferres, divite me scilicet artium
 quas aut Parrhasius protulit aut Scopas,
 hic saxo, liquidis ille coloribus
 sollers nunc hominem ponere, nunc deum.
 Sed non haec mihi vis, non tibi talium
 res est aut animus deliciarum egens.
 Gaudes carminibus; carmina possumus
 donare et pretium dicere muneri.
 Non incisa notis marmora publicis,
 per quae spiritus et vita redit bonis
 post mortem ducibus, non celeres fugae
 reiectaeque retrorsum Hannibalis minae,
 [non incendia Carthaginis impiae]
 eius, qui domita nomen ab Africa
 lucratus rediit, clarius indicant
 laudes quam Calabrae Pierides, neque,
 si chartae sileant, quod bene feceris,
 mercedem tuleris. Quid foret Iliae
 Mavortisque puer, si taciturnitas
 obstaret meritis invida Romuli?
 Ereptum Stygiis fluctibus Aeacum
 virtus et favor et lingua potentium
 vatum divitibus consecrat insulis.
 Dignum laude virum Musa vetat mori,
 caelo Musa beat. Sic Iovis interest
 optatis epulis impiger Hercules,
 clarum Tyndaridae sidus ab infimis
 quassas eripiunt aequoribus rates,
 ornatus viridi tempora pampino
 Liber vota bonos ducit ad exitus.
 
 
 
 | Großzügig würde ich Schalen und edles Erz, Censorinus, meinen Kameraden schenken, ich würde  Dreifüße, die Belohnung für tapfere Griechen, schenken und du würdest nicht die schlechtesten Geschenke erhalten, wenn ich – versteht sich – reich an Kunstschätzen wäre, die entweder Parrhasius oder Scopas schuf, dieser aus Stein, jener aus flüssigen Farben bald einen Menschen, bald einen Gott darstellend.
 Aber diese Macht habe ich nicht, und weder dein Besitz noch dein Herz haben solche Ergötzlichkeiten nötig.
 Du freust dich über Gedichte; wir können Gedichte schenken und den Wert des Geschenks bestimmen.
 Nicht der mit öffentlichen Inschriften behauene Marmor, durch den Geist und Leben nach dem Tod zu tapferen Führern zurückkehren, nicht Hannibals schnelle Flucht und seine Drohungen, die auf ihn selbst zurückfielen, [nicht der Brand des gottlosen Karthagos] verkünden glänzender ein Lob auf denjenigen, der nach dem Gewinn seines Namens vom bezwungen Afrika zurückkehrte, als die kalabrischen Musen; und du dürftest keinen Lohn erhalten, wenn die Papiere verschwiegen, was du tüchtig geleistet hast. Was wäre Mars‘ und Ilia’s Sohn, wenn Verschwiegenheit missgünstig den Verdiensten des Romulus entgegengestanden hätte?
 Die Tüchtigkeit, Gunst und Sprache der mächtigen Dichter macht den der stygischen Fluten entrissenen Aeacus auf den seligen Inseln unsterblich.
 Die Muse verbietet dem des Ruhmes Würdigen zu sterben, versetzt ihn unter die Götter. So wohnt der rastlose Herkules dem Mahl des Jupiters bei, wie er es sich gewünscht hatte, raffen die Tyndariden, ein strahlendes Gestirn, aus den Tiefen des Meeres leck gewordene Schiffe hervor, lenkt Liber, an den Schläfen mit grünem Weinlaub geschmückt, Gebete zu gutem Ausgang.
 
 
 
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 | Hilfen zur Übersetzung 
 
 (1-5)
 Donarem […] : Apodosis (irreal)
 
 (2)
 Censorine : ein wohlhabender Politiker
 
 (4)
 munerum : Genitivus partitivus
 
 (5)
 divite me : Nominaler Ablativus absolutus; stellt die (irreale) Protasis zur Apodosis der Verse 1-5 dar.
 artium : von divite als partitiver Genitiv abhängig
 
 (8)
 sollers : „künstlerisch tätig“, hier mit Infinitiv ponere („darstellen“)
 
 (9)
 tibi : Dat. possessivus („du hast keinen Besitz, der arm an Ergötzlichkeiten ist / Ergötzlichkeiten nötig hat“)
 
 (12)
 muneri : Dativus commodi vel respectus
 
 (18)
 eius : verweist auf qui (sc. Scipio), Genitivus obiectivus zu laudes (v. 19)
 
 (18-19)
 domita nomen ab Africa / lucratus rediit  : der separative Ablativ kann sowohl von lucratus als auch von rediit abhängig gemacht werden (Apo-koinu); inhaltlich ist beides gemeint
 
 (20-23)
 neque /si chartae sileant, quod bene feceris / mercedem tuleris : potentiale Periode; feceris ist deswegen im Konjunktiv, weil der quod-Satz eine indirekte Frage abhängig von sileant darstellt
 
 (24)
 invida : prädikativ zu taciturnitas
 
 (27)
 divitibus […] insulis : instrumentaler oder lokaler Ablativ; die reichen oder seligen Inseln sind ein Ort, an den Helden durch die Gunst der Götter nach ihrem Tod gelangen; der Ausdruck kongruiert mit dem griech. Ἠλύσιον (Elysium)
 
 (29)
 caelo Musa beat : add. virum; wörtlich „beglückt ihn mit dem Himmel“
 
 (30)
 optatis epulis : Dativobjekt zu interest
 
 (31-32)
 clarum Tyndaridae sidus ab infimis /quassas eripiunt aequoribus rates : hyperbolischer Ausdruck („vom Meeresgrund zerschlagene Schiffe wegraffen“); bei ab infimis aequoribus ist das Adjektiv partitiv gebraucht, also eig. „vom untersten Teil des Meeres“
 
 (31)
 clarum Tyndaridae sidus : disp. Tyndaridae, clarum sidus, […]
 
 (32)
 quassas […] rates : „zerschlagene Schiffe“ (abgemildert: Schiffe, die einen mitbekommen haben // leck gewordene Schiffe)
 
 (33)
 tempora : Accusativus limitationis, abhängig von ornatus
 
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 | Carmen IX - Lob der Dichtung II (Lollius) - Versmaß: alkäische Strophe |  | 
 
 
 
 
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 | Ne forte credas interitura, quae
 longe sonantem natus ad Aufidum
 non ante volgatas per artis
 uerba loquor socianda chordis:
 
 Non, si priores Maeonius tenet
 sedes Homerus, Pindaricae latent
 Ceaeque et Alcaei minaces
 Stesichorive graves Camenae;
 
 Nec siquid olim lusit Anacreon,
 delevit aetas; spirat adhuc amor
 vivuntque commissi calores
 Aeoliae fidibus puellae.
 
 Non sola comptos arsit adulteri
 crines et aurum vestibus inlitum
 mirata regalisque cultus
 et comites Helene Lacaena
 
 primusve Teucer tela Cydonio
 direxit arcu; non semel Ilios
 vexata; non pugnavit ingens
 Idomeneus Sthenelusue solus
 
 dicenda Musis proelia; non ferox
 Hector vel acer Deiphobus gravis
 excepit ictus pro pudicis
 coniugibus puerisque primus.
 
 Vixere fortes ante Agamemnona
 multi; sed omnes inlacrimabiles
 urgentur ignotique longa
 nocte, carent quia vate sacro.
 
 Paulum sepultae distat inertiae
 celata virtus. Non ego te meis
 chartis inornatum silebo
 totve tuos patiar labores
 
 impune, Lolli, carpere lividas
 obliviones. Est animus tibi
 rerumque prudens et secundis
 temporibus dubiisque rectus,
 
 vindex avarae fraudis et abstinens
 ducentis ad se cuncta pecuniae,
 consulque non unius anni,
 sed quotiens bonus atque fidus
 
 iudex honestum praetulit utili,
 reiecit alto dona nocentium
 voltu, per obstantis catervas
 explicuit sua victor arma.
 
 Non possidentem multa vocaveris
 recte beatum; rectius occupat
 nomen beati, qui deorum
 muneribus sapienter uti
 
 duramque callet pauperiem pati
 peiusque leto flagitium timet,
 non ille pro caris amicis
 aut patria timidus perire.
 
 
 
 | Glaub nicht etwa, dass die Worte verhallen werden, die ich, geboren beim weithin donnernden Aufidus, durch zuvor nicht bekannte Künste singe, Worte, die mit Saitenspiel zu verbinden sind:
 
 Auch wenn der mäonische Homer den ersten Platz hält, halten sich die pindarischen Musen nicht versteckt, nicht die ceischen und alcäischen drohenden oder imposanten stesichorischen;
 
 Und nicht hat die Zeit vertilgt, wenn Anacreon irgendetwas einst gespielt hat; bis heute atmet die Liebe und lebt die Glut, die das äolischen Mädchen der Lyra anvertraut hat.
 
 Die spartanische Helena entbrannte nicht als einzige, das zierliche Haar ihres Buhlers, seine mit Gold überzogene Kleidung, seinen königlichen Aufug und seine Begleiter bewundernd,
 
 und Teucer schoss nicht als erster mit seinem cydonischen Bogen; nicht nur einmal wurde Troja gepeinigt; nicht allein fochten der gewaltige Idomeneus oder Sthenelus Kämpfe,
 
 die von Musen zu singen waren; nicht als erste erlitten der furchtbare Hektor oder der energische Deiphobus Schnitt‘ und Stich für ihre ihre keuschen Frauen und Kinder.
 
 Viele Helden haben vor Agamemnon gelebt; doch tränenlos und unbekannt werden sie alle von einer langen Nacht eingeschlossen, weil sie keinen heiligen Dichter haben.
 
 Verhehlte Tugend ist unweit von begrabener Trägheit entfernt. Ich werde dich, Lollius, in meinen Gedichten nicht schmucklos verschweigen oder zulassen, dass
 deine so vielen Taten
 
 ungestraft missgünstige Vergessenheit raubt. Dir ist ein Verstand, der klug in den Lebenssachen und aufrichtig in günstigen sowie misslichen Zeiten,
 
 ein Rächer habsüchtigen Diebstahls und unbetört von Geld, das alles zu sich zieht; und nicht nur Konsul eines Jahres war dein Verstand, sondern er zog so oft als guter und zuverlässiger
 
 Richter das Ehrenhafte dem Nützlichen vor, wies von seinem hohen Haupt Bestechungsgeschenke von Schurken ab, breitete siegreich seine Waffen durch die feindlichen Truppen aus.
 
 Nicht den, der viel besitzt, kannst du mit Recht glücklich nennen; mit größerem Recht besitzt jener den Namen „Glücklicher“, der die Gaben der Götter weise zu nutzen
 
 und harte Armut zu ertragen weiß, der Schande schlimmer fürchtet als den den Tod, es nicht scheut, für seine werten Freunde oder das Vaterland zu sterben.
 
 
 
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 | Hilfen zur Übersetzung 
 (1)
 interitura : add. verba (cf. v. 4); die Konstruktion ist deswegen so verschränkt, weil im Relativsatz auf verba noch das Gerundiv socianda chordis bezogen ist
 
 (12)
 fidibus : sc. carminibus
 Aeoliae […] puellae : Dativus auctoris; das äolische Mädchen ist Sappho (Sappho lebte auf der Insel Lesbos, die zu Äolien gehörte)
 
 (15)
 mirata : Bezug auf Helene; gleichzeitig, regiert alle Akkusative in den Versen 13-16
 
 (26-27)
 inlacrimabiles / urgentur ignotique : die Adjektive sind prädikativ auf omnes zu beziehen
 
 (30-45)
 Non ego […] beatum : fragwürdig, ob Horaz die gesamte Passage nicht eher ironisch meint, denn Lollius war militärisch gesehen ein Versager (clades Lolliana) und soll zudem für Bestechungen offen gewesen sein, weshalb Gaius Caesar ihn anklagte.
 
 (37)
 abstinens : mit Genitiv (pecuniae)
 
 (37-38)
 vindex avarae fraudis et abstinens / ducentis ad se cuncta pecuniae : Apposition zu animus
 
 (39-44)
 consulque non unius anni, /sed quotiens bonus atque fidus / iudex honestum praetulit […] / reiecit / […] / explicuit : consulque non unius anni tuus animus erat, sed quotiens […] praetulit […] reiecit […] explicuit; wie sonst solllte sich die dritte Person erklären, die hier stets gebraucht wird? Subjekt muss animus sein; que schließt logisch an Vers 36 an.
 
 (40)
 quotiens : als Ausruf
 
 (45)
 vocaveris  : potentialer und generalisierender Konjunktiv
 
 (47)
 beati : Genitivus explicativus
 qui : das Bezugswort ist ille (v. 51)
 
 (49)
 callet : „sich auf etw. verstehen / wissen zu“ mit den Objektsinfinitve uti und pati
 
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 | Carmen X - Ligurinus - Versmaß: Asclepiadeus maior |  | 
 
 
 
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 | O crudelis adhuc et Veneris muneribus potens,
 insperata tuae cum veniet pluma superbiae
 et, quae nunc umeris involitant, deciderint comae,
 nunc et qui color est puniceae flore prior rosae
 mutatus, Ligurine, in faciem verterit hispidam,
 dices, heu, quotiens te speculo videris alterum:
 'Quae mens est hodie, cur eadem non puero fuit,
 vel cur his animis incolumes non redeunt genae?'
 
 
 
 | O du noch immer Grausamer und der Venusgaben Mächtiger, wenn deinem Hochmut unerwartet weißer Flaum zuteil wird und dein Haar, was jetzt auf deinem Schultern schwebt, herabgefallen ist, und wenn dein Teint, der jetzt vorzüglicher als die Blüte einer purpurroten Rose, sich verwandelt, mein Ligurinus, und eine runzelige Gestalt annimmt, ja dann wirst du, ach weh, so oft du dich so anders im Spiegel siehst, sagen: „Warum hatte ich als Knabe nicht dieselbe Denkart wie heute, oder warum kehren die unbescholtenen Wangen nicht zu dieser Seele zurück?“
 
 
 
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 | Hilfen zur Übersetzung 
 (2)
 pluma : vllt. falsch; da es anscheinend um das Altern geht, kann damit nicht der Jünglingsflaum gemeint sein, sondern die Rede muss von grauem oder weißem Bart sein.
 
 (4-5)
 nunc et qui color est puniceae flore prior rosae
 mutatus, Ligurine, in faciem verterit hispidam : disp. et color, qui nunc est prior flore puniceae rosae, mutatus erit, Ligurine, et in faciem hispidam verterit
 
 (6)
 videris : Futur II zur Bezeichnung der Vorzeitigkeit gegenüber dices
 alterum : prädikativ zu te
 
 (8)
 his animis : Dativ der Richtung
 
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 | Carmen XI - Geburtstag des Maecenas (Phyllis) - Versmaß: sapphische Strophe |  | 
 
 
 
 
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 | Est mihi nonum superantis annum
 plenus Albani cadus, est in horto,
 Phylli, nectendis apium coronis,
 est hederae vis
 
 multa, qua crinis religata fulges,
 ridet argento domus, ara castis
 vincta verbenis avet immolato
 spargier agno;
 
 cuncta festinat manus, huc et illuc
 cursitant mixtae pueris puellae,
 sordidum flammae trepidant rotantes
 vertice fumum.
 
 Ut tamen noris, quibus advoceris
 gaudiis, Idus tibi sunt agendae,
 qui dies mensem Veneris marinae
 findit Aprilem,
 
 iure sollemnis mihi sanctiorque
 paene natali proprio, quod ex hac
 luce Maecenas meus affluentis
 ordinat annos.
 
 Telephum, quem tu petis, occupavit
 non tuae sortis iuvenem puella
 dives et lasciva tenetque grata
 compede vinctum.
 
 Terret ambustus Phaethon avaras
 spes et exemplum grave praebet ales
 Pegasus terrenum equitem gravatus
 Bellerophontem,
 
 semper ut te digna sequare et ultra,
 quam licet, sperare nefas putando
 disparem vites. Age iam, meorum
 finis amorum
 
 (non enim posthac alia calebo
 femina), condisce modos, amanda
 voce quos reddas; minuentur atrae
 carmine curae.
 
 
 
 | Ich habe einen vollen Krug albanischen Weins, der das neunte Jahr überschreitet, im Garten, Phyllis, gibt es Eppich zum Binden von Kränzen, eine große Menge von Efeu,
 
 von dem, wenn es um dein Haar gebunden, du glänzst, mein Haus prangt vor Silber, mit keuschen Zweigen umwunden lechzt der Altar danach, durch die Opferung eines Schafes bespritzt zu werden;
 
 jede Hand beeilt sich, hierhin und dorthin eilen Mädchen gemischt mit Jungen, Flammen flackern und schleudern schmutzigem Qualm in einem Wirbel herum.
 
 Doch damit du verstehst, zu welchen Freuden du gerufen wirst: Die Iden musst du feiern, der Tag, der den April, den Monat der dem Meer entsprossenen Venus spaltet,
 
 mit Recht ein für mich festlicher Tag und beinahe heiliger als mein eigener Geburtstag, weil seit diesem Tag mein Maecenas den Fluss seiner Jahre ordnet.
 
 Ein Mädchen, reich und zügellos, hat den jungen Telephus, den du begehrst und der nicht von deinem Stande, eingenommen und hält ihn mit holder Fessel umschlungen.
 
 Der ringsum versengte Phaethon schreckt vor gieriger Hoffnung ab und der geflügelte Pegasus, der den irdenen Bellerophon nicht mehr tragen wollte, liefert ein derbes Beispiel,
 
 dass du immer nur deiner Würdiges verfolgen sollst und dass du über deine Maßen zu hoffen für unrecht halten und einen dir Ungleichen meiden sollst. Wohlan denn, größte all meiner Lieben,
 
 (denn von nun an werde ich für keine andere Frau mehr glühen), lern meine Verse, um sie mit deiner liebenswerten Stimme wiederzugeben; dunkle Sorgen werden durch das Gedicht gemindert werden.
 
 
 
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 | Hilfen zur Übersetzung 
 
 (3)
 nectendis apium coronis : Dat. finalis
 
 (5)
 crinis : [ = crines]; Acc. Graecus
 
 (8)
 spargier : paragogischer Infinitiv [ = spargi]
 
 (13-14)
 quibus advoceris /gaudiis[B] : Dativ der Richtung; Konjunktiv wegen indirekter Frage
 
 (15)
 [B]qui dies : wenn das Bezugswort des Relativums eine Apposition ist, wird dieses im Lat. mit in den Relativsatz inkorporiert
 
 (17)
 mihi : Dat. respectus
 
 (19-20)
 affluentis / ordinat annos : affluentis [ = affluentes] ist als prädikativ zu annos anzusehen, daher eig. „die Jahre als zufließende ordnen“ ~ „den Zufluss der Jahre ordnen“
 
 (22)
 tuae sortis : Genitivus qualitatis zu iuvenem
 
 (23-24)
 tenetque grata / compede vinctum : add. iuvenem, zu dem sich vinctum prädikativ verhält
 
 (27)
 equitem : prädikativ zu Bellerophontem
 gravatus : hier als Deponenz gebraucht, das sich von seiner medialen Bedeutung hin zu einem Transitivum gewandelt hat „schwerlich ertragen“;
 
 (28)
 Bellerophontem : Als er übermütig mit Pegasus zum Olymp fliegen wollte, schickte Zeus eine Bremse. Von dieser gestochen warf Pegasus seinen Reiter ab. Er fiel hinab in einen Dornenbusch und war fortan blind und verkrüppelt.
 
 (29)
 ut […] : finaler Objektsatz, abhängig von exemplum praebet
 te digna : digna (Akk. Pl. N.) mit Ablativ te
 sequare : [ = sequaris]
 
 (29-30)
 ultra : obgleich eig. ein Positiv, hier komparativisch gebraucht und daher mit quam = „als“
 putando : eig. „indem du […] zu hoffen für Unrecht hältst“
 
 (33-34)
 alia calebo / femina : Ablativus causae (instrumenti) „durch keine andere Frau / wegen keiner anderen Frau werd ich mehr erglühen“
 
 (35)
 quos reddas : finaler Relativsatz [ = ut eos]
 
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 | Carmen XII – Frühling (Vergilius) – Versmaß: zweite asklepiadeische Strophe |  | 
 
 
 
 
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 | Iam veris comites, quae mare temperant,
 impellunt animae lintea Thraciae,
 iam nec prata rigent, nec fluvii strepunt
 hiberna nive turgidi.
 
 Nidum ponit, Ityn flebiliter gemens,
 infelix avis et Cecropiae domus
 aeternum obprobrium, quod male barbaras
 regum est ulta libidines.
 
 Dicunt in tenero gramine pinguium
 custodes ovium carmina fistula
 delectantque deum, cui pecus et nigri
 colles Arcadiae placent.
 
 Adduxere sitim tempora, Vergili;
 sed pressum Calibus ducere Liberum
 si gestis, iuvenum nobilium cliens,
 nardo vina merebere.
 
 Nardi parvus onyx eliciet cadum,
 qui nunc Sulpiciis accubat horreis,
 spes donare novas largus amaraque
 curarum eluere efficax.
 
 Ad quae si properas gaudia, cum tua
 velox merce veni! Non ego te meis
 inmunem meditor tinguere poculis,
 plena dives ut in domo.
 
 Verum pone moras et studium lucri,
 nigrorumque memor, dum licet, ignium
 misce stultitiam consiliis brevem:
 dulce est desipere in loco.
 
 
 
 
 | Thrakische Winde, die Begleiter des Frühlings und Besänftiger des Meeres, blähen schon die Segel auf, die Wiesen sind nicht mehr gefroren, und nicht mehr lärmen die Flüsse, geschwollen von winterlichem Schnee.
 
 Weinerlich Itys beklagend, baut die unglückliche Nachtigall ihr Nest: sie ist eine ewige Schande für das  cekropische Haus, weil sie sich am König für dessen barbarische Gelüste auf üble Weise gerächt hat.
 
 Der feisten Schafe Hüter spielen auf weichem Gras mit ihrer Flöte Lieder und erfreuen denjenigen Gott, dem das Vieh und die dunklen Anhöhen Arkadiens gefallen.
 
 Durst hat diese Jahreszeit gebracht, Vergilius; aber wenn du, Schützling edler junger Männer, das Verlangen hast, in Cales hergestellten Wein zu schlürfen, wirst du ihn im Tausch gegen Nardenöl erhalten.
 
 Schon ein kleines Onyxbüchschen entlockt einen Krug, der jetzt bei Sulpicius im Lager liegt, Wein, der großzügig neue Hoffung schenkt und effektiv bittere Sorgen wegspült.
 
 Wenn du dich in diese Freuden stürzen willst, dann komm schnell mit deiner Ware her! Ich denk‘ nicht daran, dich ohne ein Geschenk für mich mit meinen Weinbechern zu benetzen, wie ein Reicher in einem Haus mit Vollausstattung.
 
 Aber nun verzichte auf Verzug und auf‘s Streben nach Gewinn, und eingedenk des Scheiterhaufens Flammen, sofern es möglich est, misch ein wenig Dummheit mit deiner Intelligenz: Süß ist’s, verrückt zu spielen, wo man’s darf.
 
 
 
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 | Hilfen zur Übersetzung 
 (3)
 iam nec : „und nicht mehr“
 
 (3-4)
 nec fluvii strepunt / hiberna nive turgidi : Das Schmilzen des winterlichen Schnees bewirkt ein Ansteigen der Wasserspiegel von Flüssen; dadurch „lärmen“ sie mehr, weil größere Wassermassen fließen; wenn die Schmelze abgeschlossen ist, lärmen sie nicht mehr (nec iam strepunt), sondern fließen wieder sanft; hiberna nive ist Ablativus causae (instrumenti) zu turgidus
 
 (6)
 infelix avis : sc. Prokne, die die Vergewaltigung ihrer Schwester durch ihren eigenen Ehemann (Tereus) mit ihrer Schwester zusammen damit rächte, dass sie ihren Sohn Itys (den Sohn der Prokne und des Tereus) dem Tereus zum Essen vorsetzte. Letztendlich wurden alle von Zeus in Vögel verwandelt, Prokne in eine Nachtigall.
 
 (6-7)
 et Cecropiae domus / aeternum obprobrium : add. est; Cecropiae = Atticae (Prokne war die Tochter des athenischen Königs Pandion)
 
 (8)
 regum : poetischer Plural, sc. Tereus
 
 (13)
 Vergili : Publius Vergilius Maro, der berühmte Dichter und Freund des Horaz
 
 (14)
 Calibus : v. Cales –ium, f. – eine Stadt in Italien, die berühmt für ihren Wein war
 
 (15)
 gestis : v. gestire, „von dem Verlangen beseelt sein etw. zu tun“; hier mit dem Objektsinfinitiv ducere („in sich ziehen“)
 
 (17)
 onyx : wie unser Onyx, ein Edelstein; weil die Römer aus diesem gern kleine Gefäße herstellten, steht onyx hier metonymisch für eine „kleine Onyxbüchse“
 
 (19-20)
 spes donare novas largus amaraque / curarum eluere efficax : anstelle von limitativen Ablativen oder ähnlichen Konstrukten stehen hier - typisch horazisch - Infinitive, die von Adjektiven abhängen; amara ist substantivisch gebraucht („das Bittere“) und curarum der zugehörige Genitivus partitivus
 
 (25)
 Verum : zum Übergang gebraucht „doch nun […]“
 
 (28)
 in loco : „am geeigneten Ort“ i.e. „da, wo man es kann / darf“
 
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 | Carmen XIII - Lyce - Versmaß: dritte asklepiadeische Strophe |  | 
 
 
 
 
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 | Audivere, Lyce, di mea vota, di
 audivere, Lyce: fis anus, et tamen
 vis formosa videri
 ludisque et bibis impudens
 
 et cantu tremulo pota Cupidinem
 lentum sollicitas. Ille virentis et
 doctae psallere Chiae
 pulchris excubat in genis.
 
 Importunus enim transvolat aridas
 quercus et refugit te, quia luridi
 dentes, te quia rugae
 turpant et capitis nives.
 
 Nec Coae referunt iam tibi purpurae
 nec cari lapides tempora, quae semel
 notis condita fastis
 inclusit volucris dies.
 
 Quo fugit Venus, heu, quove color, decens
 quo motus? Quid habes illius, illius,
 quae spirabat amores,
 quae me surpuerat mihi,
 
 felix post Cinaram notaque et artium
 gratarum facies? Sed Cinarae brevis
 annos fata dederunt,
 servatura diu parem
 
 cornicis vetulae temporibus Lycen,
 possent ut iuvenes visere fervidi
 multo non sine risu
 dilapsam in cineres facem.
 
 
 
 | Lyce, die Göttern haben meine Gebete gehört, die Götter haben sie gehört, Lyce: du wirst alt, und doch willst du schön erscheinen, spielst und trinkst schamlos,
 
 und betrunken reizt du mit zitterndem Gesang den trägen Cupido. Jener hat sein Auge gern auf den schönen Wangen der frischen und im Zitherspielen geschickten Chia.
 
 Denn ungestüm fliegt er über die trockenen Eichen hinweg und meidet dich, weil deine Zähne blassgelb, weil deine Falten und der Schnee deines Hauptes dich verunstalten.
 
 Weder koisches Purpur noch Edelsteine bringen dir nunmehr die Zeiten zurück, die der fliegende Tag ein für allemal verwahrt im allseits bekannten Kalendar eingeschlossen hat.
 
 Wohin sind deine Schönheit, ach weh, oder wohin dein Teint und anmutiger Gang? Was von jener hast du, von jener, die stets Liebe atmete, die mich mir selbst gestohlen hat,
 
 glückliche nach Cinara und eine berühmte Schönheit mit reizenden Künsten? Doch das Schicksal hat Cinara ein kurzes Leben nur gewährt, während es Lyce lange aufsparen will,
 
 gleich der Lebenszeit einer alten Krähe, damit glühende Jungmannen mit lautem Gelächter eine Fackel beschauen können, die zu Asche ward zerfallen.
 
 
 
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 | Hilfen zur Übersetzung 
 (5)
 pota : PPP v. potare, hier prädikativ gebraucht
 
 (7)
 doctae psallere : Infinitiv als Objekt zu doctae
 
 (8)
 excubat in genis : eig. „wacht auf den Wangen“
 
 (13)
 Coae : v. Cous, Adjektiv zu Cos, Insel im Ägäischen Meer
 
 (15)
 notis […] fastis : der römische Kalendar, gen. fasti, war an öffentlichen Orten ausgehangen, sodass ihn ein jeder einsehen konnte, daher notis; der Ausdruck befindet sich gewissermaßen in apo-koinu-Stellung, da er sowohl von condita als auch von inclusit abhängig machbar ist.
 condita : prädikativ zu quae (sc. tempora)
 
 (16)
 volucris dies : dies hier feminin, wie an volucris zu ersehen ist
 
 (18)
 Quid habes illius : illius ist partitiver Genitiv zu quid, Sinn: „was hast du noch von der Frau, die du einst warst“
 
 (20)
 surpuerat : aus surripuerat synkopiert
 
 (21-22)
 felix post Cinaram notaque et artium / gratarum facies : appositiv oder auch prädikativ zu quae, also auf die „junge“ (damalige) Lyce bezogen; die Konstruktion wirft ansonsten noch einige Fragen auf. Hängt artium von facies oder von notus, so wie in paterni animi (Hor. carm. 2, 2, 6) ab? Was soll diese Verschachtelung durch que und et?
 
 (24-25)
 parem / cornicis vetulae temporibus : temporibus als Dativ von parem abhängig
 
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 | Quae cura patrum quaeve Quiritium
 plenis honorum muneribus tuas,
 Auguste, virtutes in aevum
 per titulos memoresque fastus
 
 aeternet, o, qua sol habitabilis
 inlustrat oras, maxime principum,
 quem legis expertes Latinae
 Vindelici didicere nuper
 
 quid Marte posses. Milite nam tuo
 Drusus Genaunos, inplacidum genus,
 Breunosque velocis et arces
 Alpibus impositas tremendis
 
 deiecit acer plus vice simplici.
 Maior Neronum mox grave proelium
 commisit immanisque Raetos
 auspiciis pepulit secundis,
 
 spectandus in certamine Martio,
 devota morti pectora liberae
 quantis fatigaret ruinis;
 indomitas prope qualis undas
 
 exercet Auster Pleiadum choro
 scindente nubes, impiger hostium
 vexare turmas et frementem
 mittere equum medios per ignis.
 
 Sic tauriformis volvitur Aufidus,
 qui regna Dauni praefluit Apuli,
 cum saevit horrendamque cultis
 diluviem meditatur agris,
 
 ut barbarorum Claudius agmina
 ferrata vasto diruit impetu
 primosque et extremos metendo
 stravit humum sine clade victor,
 
 te copias, te consilium et tuos
 praebente divos. Nam tibi, quo die
 portus Alexandrea supplex
 et uacuam patefecit aulam,
 
 Fortuna lustro prospera tertio
 belli secundos reddidit exitus
 laudemque et optatum peractis
 imperiis decus arrogavit.
 
 Te Cantaber non ante domabilis
 Medusque et Indus, te profugus Scythes
 miratur, o tutela praesens
 Italiae dominaeque Romae;
 
 te fontium qui celat origines
 Nilusque et Hister, te rapidus Tigris,
 te beluosus qui remotis
 obstrepit Oceanus Britannis,
 
 te non paventis funera Galliae
 duraeque tellus audit Hiberiae,
 te caede gaudentes Sygambri
 compositis venerantur armis.
 
 
 
 | Welche Bemühung der Senatoren oder des Volkes kann mit Ehrendiensten deine Verdienste, Augustus, für die Ewigkeit durch Titel und Kalendartage, die an dich erinnern,
 
 unsterblich machen, o größter Herrscher, da wo die Sonne bewohnbare Küsten bescheint, von dem die des römischen Rechts unkundigen Vindeliker vor Kurzem erfahren mussten,
 
 wie viel Kriegsgeschick er hat. Mit deinen Soldaten rang Drusus tatkräftig die Genauner, einen wilder Stamm, die wendigen Breuner und ihre auf den schrecklichen Alpen gelegenen Festungen nieder –
 
 mehr als einfache Vergeltung! Der ältere Nero schlug bald darauf eine schwere Schlacht und vertrieb die Raeter unter guten Vorzeichen,
 
 
 war zu sehen im Kriegsgetümmel, mit wie großer Niederlage er die dem freien Tode geweihten Herzen niederrang; beinahe wie der Südwind die unbezwingbaren Wellen
 
 antreibt, wenn der Plejaden Sternenschar die Wolken spaltet, so bedrängte er schnell die feindlichen Truppen und sprengte mit seinem schnaubenden Pferd mitten ins Kriegsfeuer.
 
 Wie der stierförmige Aufidus sich wälzt, der am Königreich des apulischen Daunus vorbeifließt, wenn er wütet und auf schrecklicke Überschwemmung für die die bebauten Felder sinnt,
 
 so riss Claudius die gepanzerten Reihen der Barbaren im Sturmangriff ein, mähte die ersten und letzten nieder und warf sie siegreich ohne Niederlage zu Boden,
 
 
 dadurch, dass du deine Truppen, du deinen Rat und deine Götter geliehen hast. Denn dir hat im dritten Lustrum, seitdem Alexandria in Demut seinen Hafen und seinen geräumten Palast öffnete,
 
 die günstige Fortuna einen glücklichen Ausgang des Krieges geschenkt, Ruhm und ersehnte Ehre dem vollendeten Auftrag zugeschrieben.
 
 
 Der früher nicht bezwingbare Kantabrer, der Meder und der Inder, der flüchtige Skythe bewundert dich, o gegenwärtiger Schutzherr Italiens und der Herrin Roms;
 
 
 Auf dich hört der Nil, der den Ursprung seiner Quelle verhehlt, und der Hister, auf dich der reißende Tigris, auf dich der Ozean mit seinen Seeungeheuern, der im entfernten Britannien rauscht,
 
 auf dich das Land Galliens, das sich vor Begräbnissen nicht ängstigt, und das Spaniens, dich verehren nach der Niederlegung ihrer Waffen die Sygambrer, die sich des Mordens erfreuen.
 
 
 
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 | Hilfen zur Übersetzung 
 (2)
 plenis honorum muneribus : der Genitiv hängt von plenis ab („voll von etwas“); munus ist hier semantisch schwer zu erfassen: meint es im Allgemeinen „Dienst“ oder im Speziellen „Bauwerk“? Also „Ehrendienste“ oder „Bauwerke mit ehrenvollen Inschriften“?
 
 (4)
 per titulos memoresque fastus : fastus steht anstelle von fastos (Kalendar); memores („etwas im Andenken haltend / an etwas  erinnernd“) ist auf beide Substantive zu beziehen und um tui zu ergänzen
 
 (9)
 Milite : miles wird zuweilen im Singular kollektiv verwendet
 
 (12)
 Alpibus impositas tremendis : imponere hier mit Dativ konstruiert
 
 (13)
 acer : prädikativ zu Drusus
 plus vice simplici : plus ist Adverb; davon hängt der Abl. comparationis vice simplici ab; der gesamte Ausdruck ist entweder als Instrument („mit mehr als einfacher [ = vielfacher] Vergeltung“) zu deiecit oder als Zusammenfassung des Gesagten zu verstehen.
 
 (17)
 spectandus : hier die Möglichkeit bezeichnend
 
 (19)
 quantis fatigaret ruinis : indirekter Fragesatz (?), abhängig von spectandum
 
 (22-24)
 impiger […] / vexare […] / mittere […] : impiger regiert die beiden Infinitive, die anstelle eines limitativen Ablativs oder gleichwertigen Ausdrücken stehen
 
 (31)
 metendo : eig. „indem er […] niedermähte“
 
 (24)
 mittere equum medios per ignis : eig. „schickte sein Pferd / ließ sein Pferd laufen“
 
 (32)
 humum : humus steht im präpositionslosen Akkusativ, wenn die Richtung angegeben wird
 victor : prädikativ zu Claudius
 
 (33-34)
 te copias, te consilium et tuos / praebente divos : Ablativus absolutus te (sc. Augusto) […] praebente
 
 (34)
 Nam tibi, quo die : nam tibi (tertio lustro) ex eo die, quo oder nam tibi tertio lustro, ex quo; denn fünfzehn Jahre nach der Eroberung Alexandrias (30 v. Chr.) siegten Drusus und Tiberius im Auftrag des Augustus in Germanien gegen die Vindeliker
 
 (39-40)
 peractis / imperiis : Dativobjekt zu arrogavit; cf. die Angaben zu v. 34
 
 (49)
 paventis funera : pavere ist intransitiv, der Akkusativ erklärt sich als limitativ (ist also kein Objekt, sondern Adverbiale)
 
 (50)
 tellus : apo-koinou, und zwar als Bezugswort zu beiden Genitiven, Galliae und Hiberiae
 
 (51)
 caede : Abl. causae
 
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 | Carmen XV – Augustus – Versmaß: alkäische Strophe |  | 
 
 
 
 
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 | Phoebus volentem proelia me loqui
 victas et urbes increpuit lyra,
 ne parva Tyrrhenum per aequor
 vela darem. Tua, Caesar, aetas
 
 fruges et agris rettulit uberes               5
 et signa nostro restituit Iovi
 derepta Parthorum superbis
 postibus et uacuum duellis
 
 Ianum Quirini clausit et ordinem
 rectum evaganti frena licentiae               10
 iniecit emovitque culpas
 et veteres revocavit artes
 
 per quas Latinum nomen et Italae
 crevere vires famaque et imperi
 porrecta maiestas ad ortus               15
 solis ab Hesperio cubili.
 
 Custode rerum Caesare non furor
 ciuilis aut uis exiget otium,
 non ira, quae procudit enses
 et miseras inimicat urbes.               20
 
 Non, qui profundum Danuvium bibunt
 edicta rumpent Iulia, non Getae,
 non Seres infidique Persae,
 non Tanain prope flumen orti.
 
 Nosque et profestis lucibus et sacris               25
 inter iocosi munera Liberi
 cum prole matronisque nostris
 rite deos prius adprecati,
 
 virtute functos more patrum duces
 Lydis remixto carmine tibiis               30
 Troiamque et Anchisen et almae
 progeniem Veneris canemus.
 
 
 
 | Phoebus hat mich mit Lyraspiel getadelt, als ich von Schlachten und Siegen über Städte sprechen wollte: Ich solle mit meinem kleinen Segel nicht durch’s tyrrhenische Meer fahren. Dein Zeitalter, Caesar,
 
 gab den Feldern reichlich Früchte wieder, brachte unserem Jupiter die von den hochragenden Pfosten der Parther entrissen Feldzeichen wieder zurück, schloss den vom Krieg befreiten
 
 Ianus Quirinis, bändigte die Zügellosigkeit, die über das gehörige Maß hinausschritt, entfernte die Nachlässigkeit und brachte die alten Künste zurück,
 
 
 durch die der Name Latiums und Italiens Kräfte wuchsen, Ruhm und Erhabenheit des Reiches vom Abend- bis zum Morgenland ausgebreitet wurden.
 
 
 Mit Caesar als Bewacher des Staates verdrängt weder bürgerliche Raserei, noch Gewalt, noch Zorn, der Schwerter schmiedet und elende Städte gegeneinander aufhetzt, Ruhe und Frieden.
 
 Nicht die, die aus der unermesslichen Donau trinken, werden Iulischen Verordnungen brechen, nicht die Geten, nicht die Serer und die untreuen Perser, nicht die am Flusse Don Geborenen.
 
 Und wir wollen – sowohl an Werk- als auch an Festtagen – voller Spaß in Mitten der Gaben des Bacchus zunächst mit unseren Kindern und Frauen gehörig die Götter preisen,
 
 
 dann nach Sitte unserer Vorfahren Führer, die Tapferkeit bewiesen haben, in einem Liede bei lydischem Flötenspiel besingen, und Troja und Anchises und die Nachkommenschaft der holden Venus.
 
 
 
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 | Hilfen zur Übersetzung 
 (3-4)
 ne parva Tyrrhenum per aequor / vela darem : eig. „damit ich mein Segel nicht spanne […]“
 
 (6)
 nostro restituit Iovi : restituere hier „wieder zurückbringen“
 
 (9-10)
 ordinem / rectum evaganti : evagari wird hier transitiv gebraucht („von etw. abschweifen“) und regiert daher ordinem rectum
 
 (13-14)
 Latinum nomen et Italae / crevere vires : Chiasmus
 
 (26)
 iocosi : entweder prädikativ zu nos oder attributiv zu Liberi
 
 (29)
 virtute functos : fungi mit Ablativ als Objekt
 
 (30)
 Lydis remixto carmine tibiis : remixto carmine ist Abl. instrumenti (im Dt. eher lokal konstruiert), von remixto wiederum hängt Lydis tibiis als Abl. sociativus ab
 
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 Imperator
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