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Sallust - De Bello Iugurthino - Kapitel 61-80 - Deutsche Übersetzung |
| De Bello Iugurthino 61-80 | | |
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61. |
Metellus postquam videt frustra inceptum neque oppidum capi neque Iugurtham nisi ex insidiis aut suo loco pugnam facere et iam aestatem exactam esse, ab Zama discedit et in iis urbibus, quae ad se defecerant satisque munitae loco aut moenibus erant, praesidia imponit. Ceterum exercitum in provinciam, quae proxima est Numidiae, hiemandi gratia collocat. Neque id tempus ex aliorum more quieti aut luxuriae concedit, sed, quoniam armis bellum parum procedebat, insidias regi per amicos tendere et eorum perfidia pro armis uti parat.
Igitur Bomilcarem, qui Romae cum Iugurtha fuerat et inde vadibus datis clam de Massivae nece iudicium fugerat, quod ei per maximam amicitiam maxima copia fallendi erat, multis pollicitationibus aggreditur. Ac primo efficit, uti ad se colloquendi gratia occultus veniat; deinde fide data, si Iugurtham vivum aut necatum sibi tradidisset, fore ut illi senatus impunitatem et sua omnia concederet, facile Numidae persuadet, cum ingenio infido tum metuenti, ne, si pax cum Romanis fieret, ipse per condiciones ad supplicium traderetur.
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Als Metellus sieht, dass das Beginnen erfolglos ist, dass weder die Stadt genommen wird, noch Jugurtha außer aus dem Hinterhalt oder an seinem Ort einen Kampf macht und dass schon der Sommer verstrichen ist, geht er von Zama weg und stellt in die Städte, die zu ihm abgefallen waren und durch die Lage oder durch Mauern genügend befestigt waren, Wachposten auf. Das übrige Heer stellt er in der Provinz auf, welche Numidien am nächsten ist, um zu überwintern. Diese Zeit aber räumt er nicht nach der Sitte anderer der Ruhe oder der Genusssucht ein, sondern bereitet sich vor, da der Krieg ja mit den Waffen zu wenig voranging, dem König durch seine Freunde Fallen zu stellen und ihre Treulosigkeit als Waffen zu benutzen. Also tritt er an Bomilcar, der zusammen mit Jugurtha in Rom gewesen war und von da, nachdem wegen Massivas Ermordung Geiseln heimlich gestellt worden waren, dem Gerichtsverfahren entflohen war, mit vielen Versprechungen heran, weil er durch seine sehr tiefe Freundschaft die größte Möglichkeit zur Täuschung hatte. Und zuerst erreichte er, dass er heimlich zu ihm kommt, um sich mit ihm zu besprechen; darauf verspricht er seine Treue, wenn er ihm Jugurtha lebend oder getötet übergebe, werde der Senat jenem Straflosigkeit und alle seine Güter gewähren, und überredet den Numider leicht, da er von treuloser Art war, vor allem aber fürchtete, dass er selber, wenn Frieden mit den Römern geschlossen würde, durch die Bedingungen zur Hinrichtung ausgeliefert werde.
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Is, ubi primum opportunum fuit, Iugurtham anxium ac miserantem fortunas suas accedit, monet atque lacrimans obtestatur, uti aliquando sibi liberisque et genti Numidarum optime meritae provideat: omnibus proeliis sese victos, agrum vastatum, multos mortalis captos occisos, regni opes comminutas esse; satis saepe iam et virtutem militum et fortunam temptatam; caveat, ne illo cunctante Numidae sibi consulant. His atque talibus aliis ad deditionem regis animum impellit. Mittuntur ad imperatorem legati, qui Iugurtham imperata facturum dicerent ac sine ulla pactione sese regnumque suum in illius fidem tradere. Metellus propere cunctos senatorii ordinis ex hibernis accersi iubet; eorum et aliorum, quos idoneos ducebat, consilium habet. Ita more maiorum ex consili decreto per legatos Iugurthae imperat argenti pondo ducenta milia, elephantos omnis, equorum et armorum aliquantum. Quae postquam sine mora facta sunt, iubet omnis perfugas vinctos adduci. Eorum magna pars, uti iussum erat, adducti; pauci, cum primum deditio coepit, ad regem Bocchum in Mauretaniam abierant.
Igitur Iugurtha, ubi armis virisque et pecunia spoliatus est, cum ipse ad imperandum Tisidium vocaretur, rursus coepit flectere animum suum et ex mala conscientia digna timere. Denique multis deibus per dubitationem consumptis, cum modo taedio rerum adversarum omnia bello potiora duceret, interdum secum ipse reputaret, quam gravis casus in servitium ex regno foret, multis magnisque praesidiis nequiquam perditis de integro bellum sumit.
Et Romae senatus de provinciis consultus Numidiam Metello decreverat.
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Dieser tritt, sobald es günstig war, an Jugurtha heran, der ängstlich war und sein Los bejammerte, er mahnt ihn und beschwört ihn weinend, dass er doch einmal für sich, seine Kinder und das Volk der Numider, das sich am besten verdient gemacht hat, sorgen solle: in allen Kämpfen sei er besiegt, das Acker verwüstet, viele Sterbliche gefangen, getötet, die Mittel des Königtums seien zerschlagen; oft genug schon seien sowohl die Tapferkeit der Soldaten als auch das Glück auf die Probe gestellt worden; er solle sich hüten, dass nicht, wenn er selber zögere, die Numider für sich sorgten. Durch dieses und anderes Derartiges treibt er den Sinn des Königs zur Übergabe. Es werden Gesandte an den Feldherrn geschickt, die sagen sollten, dass Jugurtha das Befohlene tun werde und ohne jede Abmachung sich und sein Reich in den Schutz von jenem ausliefere. Metellus befiehlt eilends, alle von senatorischem Rang aus dem Winterlager herbeizurufen; mit ihnen und anderen, die er für geeignet hielt, gab er einen Rat. So erlegt er Jugurtha nach der Sitte der Vorfahren aufgrund des Beschlusses des Rats durch Gesandte zweihunderttausend Pfund Silber, alle Elefanten, eine große Menge Pferde und Waffen auf. Nachdem das ohne Verzögerung gemacht worden war, befiehlt er, alle Überläufer gefesselt vorzuführen. Ein großer Teil von ihnen wurde, wie es befohlen war, vorgeführt; wenige waren, sobald die Übergabe begann, zum König Bocchus nach Mauretanien gegangen. Als also Jugurtha von Waffen, Männer und Geld beraubt wurde, begann er, da er selber nach Tisidium zum Befehlen gerufen wurde, seinen Sinn zu wenden und aufgrund seines schlechten Gewissens Würdiges zu fürchten. Endlich, nachdem er viele Tage mit Zögern verbraucht hatte, indem er bald aus Ekel an der unglücklichen Lage alles für besser als den Krieg hielt, bisweilen aber bei sich überlegte, wie schwer der Fall vom Königsthron in die Sklaverei sei, nimmt er von frischem den Krieg auf, nachdem er viele große Schutztruppen verloren hatte. Und in Rom hatte der Senat, über die Provinzen befragt, Numidien für Metellus beschlossen.
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Per idem tempus Uticae forte C. Mario per hostias dis supplicanti magna atque mirabilia portendi haruspex dixerat: proinde quae animo agitabat, fretus dis ageret, fortunam quam saepissime experiretur; cuncta prospere eventura. At illum iam antea consulatus ingens cupido exagitabat, ad quem capiendum praeter vetustatem familiae alia omnia abunde erant: industria, probitas, militiae magna scientia, animus belli ingens domi modicus, libidinis et divitiarum victor, tantummodo gloriae avidus.
Sed is natus et omnem pueritiam Arpini altus, ubi primum aetas militiae patiens fuit, stipendiis faciendis, non Graeca facundia neque urbanis munditiis sese exercuit: ita inter artis bonas integrum ingenium brevi adolevit. Ergo, ubi primum tribunatum militarem a populo petit, plerisque faciem eius ignorantibus facile factis notus per omnis tribus declaratur. Deinde ab eo magistratu alium, post alium sibi peperit, semperque in potestatibus eo modo agitabat, ut ampliore quam gerebat dignus haberetur. Tamen is ad id locorum talis vir — nam postea ambitione praeceps datus est — consulatum appetere non audebat. Etiam tum alios magistratus plebs, consulatum nobilitas inter se per manus tradebat. Novos nemo tam clarus neque tam egregiis factis erat, quin indignus illo honore et is quasi pollutus haberetur.
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In derselben Zeit hatte in Utica zufällig der Weissager dem Gaius Marius, als er gerade den Göttern durch Opfertiere dankte, gesagt, es werde ihm Großes und Wunderbares verkündet: darum solle er, was er in seinem Sinn bewege, im Vertrauen auf die Götter betreiben, das Glück, sooft er könne, erproben; alles werde günstig ausgehen. Jenen aber reizte schon vorher eine ungeheure Begierde nach dem Konsulat, dieses zu erlangen war ihm außer dem Alter der Familie alles andere mehr als genug: Fleiß, Rechtschaffenheit, große Kriegserfahrung, großgesinnt im Krieg, zu Hause maßvoll, Sieger über Leidenschaft und Reichtum, nur gierig nach Ruhm. Er war aber in Arpinum geboren und dort die ganze Kindheit aufgewachsen, sobald sein Alter kriegsfähig war, übte er sich in Feldzügen, nicht in griechischer Beredsamkeit und städtischer Feinheit: so reifte unter guten Fertigkeiten eine heile Anlage in Kürze heran. Als er also das Kriegstribunat vom Volk erbat, wird er, obwohl die meisten sein Gesicht nicht kannten, durch Taten bekannt, in allen Tribus dazu erklärt. Darauf hat er sich von diesem Amt aus ein anderes, danach wieder ein anderes errungen, und immer war er in einer Amtsgewalt so tätig, dass er einer höheren, als die er führte, für würdig gehalten wurde. Dennoch wagte dieser bis zu dem Punkt so bedeutende Mann – denn später wurde er durch seine Ehrsucht zu Fall gebracht – nicht, das Konsulat zu erstreben. Auch damals noch gab andere Ämter die Plebs, das Konsulat aber nur die Nobilität unter sich von Hand zu Hand weiter. Kein Neuling war so berühmt und von so hervorragenden Taten, dass er nicht für unwürdig jener Ehre und fast wie für beschmutzt gehalten wurde.
| 64. |
Igitur ubi Marius haruspicis dicta eodem intendere videt, quo cupido animi hortabatur, ab Metello petendi gratia missionem rogat. Cui quamquam virtus, gloria atque alia optanda bonis superabant, tamen inerat contemptor animus et superbia, commune nobilitatis malum. Itaque primum commotus insolita re mirari eius consilium et quasi per amicitiam monere, ne tam prava inciperet neu super fortunam animum gereret: non omnia omnibus cupienda esse, debere illi res suas satis placere; postremo caveret id petere a populo Romano, quod illi iure negaretur.
Postquam haec atque alia talia dixit neque animus Mari flectitur, respondit, ubi primum potuisset per negotia publica, facturum sese quae peteret. Ac postea saepius eadem postulanti fertur dixisse, ne festinaret abire: satis mature illum cum filio suo consulatum petiturum. Is eo tempore contubernio patris ibidem militabat. Annos natus circiter viginti. Quae res Marium cum pro honore, quem affectabat, tum contra Metellum vehementer accenderat. Ita cupidine atque ira, pessimis consultoribus, grassari; neque facto ullo neque dicto abstinere, quod modo ambitiosum foret; milites, quibus in hibernis praeerat, laxiore imperio quam antea habere; apud negotiatores, quorum magna multitudo Uticae erat, criminose simul et magnifice de bello loqui: dimidia pars exercitus si sibi permitteretur, paucis diebus Iugurtham in catenis habiturum; ab imperatore consulto trahi, quod homo inanis et regiae superbiae imperio nimis gauderet. Quae omnia illis eo firmiora videbantur, quia diuturnitate belli res familiaris corruperant et animo cupienti nihil satis festinatur.
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Als also Marius sieht, dass die Worte des Weissagers in dieselbe Richtung zielen, wohin ihn die Begierde seines Sinnes trieb, bittet er Metellus um Entlassung zwecks Amtsbewerbung. Obwohl dieser an Tüchtigkeit, Ruhm und anderen wünschenswerten Dingen reichlich vorhanden hatte, wohnte in ihm dennoch ein geringschätziger Sinn und Überheblichkeit, das gemeinsame Übel der Nobilität. Deshalb war er zuerst betroffen über die ungewöhnliche Angelegenheit, wunderte sich über seine Absicht und mahnte ihn sozusagen freundschaftlich, er möge doch nicht so Verkehrtes beginnen und seinen Sinn über seine Lage hinaus erheben: nicht alles dürften alle begehren, was er sei und habe, müsste ihm zur Genüge gefallen; schließlich solle er sich vorsehen, das römische Volk um etwas zu bitten, was ihm mit Recht verweigert werden könnte. Nachdem er dies und anderes Derartiges gesagt hatte, der Sinn des Marius aber nicht umgestimmt wurde antwortete er, er wolle das machen, was er erstrebe, sobald er wegen der öffentlichen Angelegenheiten es könne. Und später, als er öfter dieselbe Forderung stellte, soll er gesagt haben, er möge es nicht eilig haben zu gehen: früh genug werde er sich noch mit seinem Sohn um das Konsulat bewerben. Dieser diente zu dieser Zeit in Begleitung des Vaters ebendort, etwa zwanzig Jahre alt. Diese Sache hatte Marius sowohl für die Ehre, die er erstrebte, wie besonders gegen Metellus heftig entzündet. So wütete er in Begierde und Zorn, den schlechtesten Ratgebern, und enthielt sich keines Handelns und keines Wortes, das nur schmeichelnd zu sein versprach; die Soldaten, an deren Spitze er im Winterlager stand, hielt er unter lockererem Befehl als früher; bei den Kaufleuten, von denen eine große Menge in Utica lebte, sprach er verdächtigend zugleich und prächtig über den Krieg: wenn die Hälfte des Heeres ihm überlassen würde, werde er Jugurtha in wenigen Tagen in Ketten haben; der Feldherr zöge (den Krieg) mit Absicht in die Länge, weil der eitle Mensch und von königlichem Hochmut sich allzu sehr an seiner Herrschaft freue. Das erschien ihnen alles umso begründeter, weil sie durch die Länge des Krieges ihr Vermögen verdorben hatten und einen begierigen Sinn nichts eilig genug geht.
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Erat praeterea in exercitu nostro Numida quidam nomine Gauda, Mastanabalis filius, Masinissae nepos, quem Micipsa testamento secundum heredem scripserat, morbis confectus et ob eam causam mente paulum imminuta. Cui Metellus petenti, more regum ut sellam iuxta poneret, item postea custodiae causa turmam equitum Romanorum, utrumque negaverat: honorem, quod eorum modo foret, quos populus Romanus reges appellavisset; praesidium, quod contumeliosum in eos foret, si equites Romani satellites Numidae traderentur. Hunc Marius anxium aggreditur atque hortatur, ut contumeliarum in imperatorem cum suo auxilio poenas petat. Hominem ob morbos animo parum valido secunda oratione extollit: illum regem, ingentem virum, Masinissae nepotem esse; si Iugurtha captus aut occisus foret, imperium Numidiae sine mora habiturum; id adeo mature posse evenire, si ipse consul ad id bellum missus foret.
Itaque et illum et equites Romanos, milites et negotiatores, alios ipse, plerosque pacis spes impellit, uti Romam ad suos necessarios aspere in Metellum de bello scribant, Marium imperatorem poscant. Sic illi a multis mortalibus honestissima suffragatione consulatus petebatur. Simul ea tempestate plebs nobilitate fusa per legem Mamiliam novos extollebat. Ita Mario cuncta procedere.
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Es gab außerdem in unserem Heer einen gewissen Numider namens Gauda, des Mastanabal Sohn, Enkel des Masinissa, den Micipsa in seinem Testament als Zweiterben eingesetzt hatte, von Krankheiten geschwächt und dadurch von ein wenig geminderter Zurechnungsfähigkeit. Diesem hatte Metellus, als er darum bat, dass er nach der Sitte der Könige seinen Thron neben ihm setze, ebenso später, als er als Wache um eine Schar römischer Reiter bat, beides verweigert: die Ehre, weil die nach der Art derer sei, die das römische Volk als Könige angesprochen habe; die Schutzwache, weil es beleidigend für sie wäre, wenn römische Reiter als Begleiter einem Numider überlassen würden. Diesen ängstlichen geht Marius an und fordert ihn auf, er solle mit seiner Hilfe Strafe für den Schimpf gegen den Feldherrn erstreben. Den Menschen, der wegen seiner Krankheiten von zu wenig kräftigem Geist war, preis er mit einer glücklichen Rede: jener sei König, ein ungeheurer Held, Masinissas Enkel; wenn Jugurtha gefangen oder getötet werde, werde er ohne Verzug die Herrschaft über Numidien bekommen; eben dies könne früh eintreten, wenn er selber als Konsul für diesen Krieg geschickt werde. Und deshalb bringen jenen, die römischen Ritter, Soldaten und Kaufleute, die einen er selbst, die meisten aber die Hoffnung auf Frieden dazu, dass sie an ihre Bekannten nach Rom scharf gegen Metellus über den Krieg schreiben, Marius als Feldherrn fordern. So wurde für jenen von vielen Sterblichen das Konsulat durch ehrenvollste Abstimmung erbeten. Zugleich hob zu diesem Zeitpunkt die Plebs, da die Nobilität durch das Gesetz des Mamilius geschlagen war, neue (Männer) empor. So ging Marius alles voran.
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Interim Iugurtha, postquam omissa deditione bellum incipit, cum magna cura parare omnia, festinare: cogere exercitum; civitatis, quae ab se defecerant, formidine aut ostentando praemia affectare; communire suos locos, arma tela aliaque, quae spe pacis amiserat, reficere aut commercari; servitia Romanorum allicere et eos ipsos, qui in praesidiis erant, pecunia temptare; prorsus nihil intactum neque quietum pati, cuncta agitare. Igitur Vagenses, quo Metellus initio Iugurtha pacificante praesidium imposuerat, fatigati regis suppliciis neque antea voluntate alienati, principes civitatis inter se coniurant. Nam vulgus, uti plerumque solet et maxime Numidarum, ingenio mobili, seditiosum atque discordiosum erat, cupidum novarum rerum, quieti et otio adversum. Dein compositis inter se rebus in diem tertium constituunt, quod is festus celebratusque per omnem Africam ludum et lasciviam magis quam formidinem ostentabat. Sed ubi tempus fuit, centuriones tribunosque militaris et ipsum praefectum oppidi T. Turpilium Silanum alius alium domos suas invitant. Eos omnis praeter Turpilium inter epulas obtruncant, postea milites palantis inermos, quippe in tali die ac sine imperio, aggrediuntur. Idem plebes facit, pars edocti ab nobilitate, alii studio talium rerum incitati, quis acta consiliumque ignorantibus tumultus ipse et res novae satis placebant.
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Inzwischen, nachdem Jugurtha nach Übergabe der Unterwerfung den Krieg begonnen hatte, bereitet er alles mit großer Sorgfalt, geht eilig vor: zieht ein Heer zusammen; auf die Bürgerschaften, die von ihm abgefallen waren, wirkte er durch Entsetzen oder durch Vorhalten von Belohnungen ein; er befestigt seine Plätze, Waffen, Pfeile und anderes, was er in der Hoffnung auf Frieden verloren hatte; stellte er wieder her oder kauft es ein; er lockt die Sklaverei der Römer an und gerade die, die bei den Schutztruppen standen, stellte er mit Geld auf die Probe; kurz, er ließ nichts unberührt und ruhig, setzte alles in Bewegung. Die Vagenser nun, wohin Metellus zu Anfang, als Jugurtha sich um Frieden bemühte, eine Besatzung gelegt hatte, erweicht durch die Bitten des Königs und auch vorher nicht mit Willen ihm entfremdet, verschwören sich die führenden Männer der Bürgerschaft untereinander. Denn das Volk, wie es meistens zu sein pflegt, und besonders das der Numider, von beweglicher Anlage, war aufrührerisch und zwieträchtig, auf Umsturz begierig, der Ruhe und dem Frieden abgeneigt. Nachdem sie dann die Dinge unter sich abgemacht hatten, bestimmen sie den übernächsten Tag (den 3. Tag) als Termin, weil er als in ganz Afrika gefeierter Festtag mehr Spiel und Ausgelassenheit als Schrecken erwarten ließ. Als aber die Zeit da war, laden sie die Centurionen, Militärtribunen und den Kommandanten der Stadt Titus Turpilius Silanus selbst einer den anderen in ihre Häuser ein. Diese schlachten sie alle außer Turpilius bei dem Gelage ab, später greifen sie die sich herumtreibenden Soldaten an, die, wie eben an einem solchen Tage, unbewaffnet waren und ohne Befehl. Dasselbe tut das Volk, ein Teil von dem Adel belehrt, andere von der Bemühung an solchen Dingen angetrieben, die, denen, obwohl sie nicht um das Geschehene und den Plan wussten, der Aufruhr selber und der Umsturz genügend gefielen.
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Romani milites, improviso metu incerti ignarique, quid potissimum facerent, trepidare. Arce oppidi, ubi signa et scuta erant, praesidium hostium, portae ante clausae fuga prohibebant; ad hoc mulieres puerique pro tectis aedificiorum saxa et alia, quae locus praebebat, certatim mittere. Ita neque caveri anceps malum neque a fortissimis infirmissimo generi resisti posse: iuxta boni malique, strenui et inbelles inulti obtruncari.
In ea tanta asperitate saevissimis Numidis et oppido undique clauso Turpilius praefectus unus ex omnibus Italicis intactus profugit. Id misericordiane hospitis an pactione aut casu ita evenerit, parum comperimus, nisi, quia illi in tanto malo turpis vita integra fama potior fuit, improbus intestabilisque videtur.
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Die römischen Soldaten, durch unvorhergesehen Angst unsicher und unwissend, was sie zuerst (hauptsächlich) tun sollten, liefen ängstlich hin und her. Von der Burg der Stadt, wo die Zeichen und die Schilde waren, hielten sie ein Posten der Feinde und die vorher verschlossenen Tore von der Flucht ab; Dazu warfen Frauen und Kinder von den Dächern der Gebäude Felsbrocken und anderes, was der Ort darreichte, um die Wette herab. So konnten sie sich weder vor dem doppelten Übel hüten, noch die Tapfersten dem schwächsten Geschlecht widerstehen: in gleicher Weise wurden Gute und Schlechte, Tüchtige und Unkriegerische ungestraft niedergemetzelt. In dieser so einer Härte, als die Numider sehr wüteten und die Stadt überall abgeschlossen war, ist der Befehlshaber Turpilius als einziger von allen Italikern unversehrt entflohen. Ob das durch das Mitleid eines Gastfreundes oder durch Abkommen oder durch Zufall so geschehen ist, habe ich wenig in Erfahrung gebracht, nur erscheint er, weil ihm in einem so großen Unglück ein Leben in Schande lieber war als ein unbefleckter Ruf, verbrecherisch und ehrlos.
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Metellus postquam de rebus Vagae actis comperit, paulisper maestus ex conspectu abit. Deinde ubi ira et aegritudo permixta sunt, cum maxima cura ultum ire iniurias festinat. Legionem, cum qua hiemabat, et quam plurimos potest Numidas equites pariter cum occasu solis expeditos educit et postera die circiter hora tertia pervenit in quandam planitiem locis paulo superioribus circumventam. Ibi milites fessos itineris magnitudine et iam abnuentis omnia docet oppidum Vagam non amplius mille passuum abesse, decere illos relicuum laborem aequo animo pati, dum pro civibus suis, viris fortissimis atque miserrimis, poenas caperent; praeterea praedam benigne ostentat. Sic animis eorum arrectis equites in primo late, pedites quam artissime ire et signa occultare iubet.
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Metellus, als er von den Taten in Vaga erfuhr, ging eine Weile traurig aus den Augen (Öffentlichkeit) weg. Darauf als Wut und Kummer sich mischten, beeilt er sich, mit größter Sorgfalt die Ungerechtigkeit zu rächen. Die Legion, mit der er überwinterte, und so viele numidische Reiter wie möglich führt er gleichzeitig mit Sonnenuntergang einsatzbereit und gelangt am folgenden Tag etwa um die dritte Stunde auf eine gewisse Ebene, die von einem etwas höheren Gelände umgeben war. Dort unterrichtet er die Soldaten, die von der Länge des Weges erschöpft waren und schon alles ablehnten, dass die Stadt Vaga nicht mehr als tausend Schritte (1,5 km) entfernt sei, dass jene die übrige Anstrengung mit Gleichmut erdulden müssten, solange bis sie für ihre Mitbürger, die tapfersten und beklagenswerten Männer, Strafe erlangten; außerdem hält er gütig die Beute vor Augen. Als so ihr Mut wieder aufgerichtet ist, befiehlt er den Reitern, in erster Seite, den Fußsoldaten, sehr eng vorzurücken und die Zeichen zu verstecken.
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Vagenses ubi animum advertere ad se versum exercitum pergere, primo, uti erat res, Metellum esse rati portas clausere; deinde ubi neque agros vastari et eos, qui primi aderant, Numidas equites vident, rursum Iugurtham arbitrati cum magno gaudio obvii procedunt. Equites peditesque repente signo dato alii vulgum effusum oppido caedere, alii ad portas festinare, pars turris capere: ira atque praedae spes amplius quam lassitudo posse. Ita Vagenses biduum modo ex perfidia laetati; civitas magna et opulens cuncta poenae aut praedae fuit. Turpilius, quem praefectum oppidi unum ex omnibus profugisse supra ostendimus, iussus a Metello causam dicere, postquam sese parum expurgat, condemnatus verberatusque capite poenas solvit; nam is civis ex Latio erat.
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Die Vagenser glaubten, sobald sie bemerkten, dass ein Heer gegen sie vorrücke, zuerst, wie auch der Fall war, es sei Metellus und schlossen die Tore, als sie dann sehen, dass die Äcker nicht verwüstet werden und dass die, die zuerst da waren, numidische Reiter waren, glaubten sie wiederum, es sei Jugurtha, und ziehen ihm mit großer Freude entgegen. Die Reiter und die Fußsoldaten töten plötzlich auf ein gegebenes Zeichen hin die einen das aus der Stadt geströmte Volk, die anderen eilen an die Tore, ein Teil nimmt die Türme; Zorn und Hoffnung auf Beute können mehr als Ermüdung. So haben die Vagenser nur zwei Tage lang an ihrer Treulosigkeit erfreut; eine große reiche Stadt verfiel völlig der Strafe oder Beute. Turpilius, der, wie oben gezeigt, als Befehlshaber der Stadt als einziger von allen entkommen war, wurde von Metellus befohlen den Grund zu sagen, als er sich wenig rechtfertigt, wird er verurteilt, ausgepeitscht und zahlt mit seinem Leben die Strafe: denn dieser war ein Bürger aus Latium.
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Per idem tempus Bomilcar, cuius impulsu Iugurtha deditionem, quam metu deseruit, inceperat, suspectus regi et [ipse] eum suspiciens novas res cupere, ad perniciem eius dolum quaerere, die noctuque fatigare animum. Denique omnia temptando socium sibi adiungit Nabdalsam, hominem nobilem, magnis opibus, clarum acceptumque popularibus suis, qui plerumque seorsum ab rege exercitum ductare et omnis res exequi solitus erat, quae Iugurthae fesso aut maioribus asstricto superaverant; ex quo illi gloria opesque inventae. Igitur utriusque consilio dies insidiis statuitur; cetera, uti res posceret, ex tempore parari placuit. Nabdalsa ad exercitum profectus, quem inter hiberna Romanorum iussus habebat, ne ager inultis hostibus vastaretur. Is postquam magnitudine facinoris perculsus ad tempus non venit metusque rem impediebat, Bomilcar, simul cupidus incepta patrandi et timore soci anxius, ne omisso vetere consilio novum quaereret, litteras ad eum per homines fidelis mittit, in quis mollitiam socordiamque viri accusare, testari deos, per quos iuravisset, monere, ne praemia Metelli in pestem converteret: Iugurthae exitium adesse, ceterum suane an Metelli virtute periret, id modo agitari; proinde reputaret cum animo suo, praemia an cruciatum mallet.
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Zu derselben Zeit war Bomilcar, auf dessen Anregung Jugurtha die Unterwerfung, die er aus Furcht aufgab, begonnen hatte, dem König verdächtig, und er selber, ihn verdächtigend, begierig auf Umsturz, suchte eine List zu dessen Vernichtung, plagte tags und nachts den Sinn. Endlich verbindet er sich, indem er alles versuchte, Nabdalsa als Bundesgenossen, einen Adligen von großem Reichtum, lieb und bei seinen Landsleuten angenommen, der meistens getrennt vom König das Heer zu führen und alle Dinge auszuführen gewohnt war, die Jugurtha, wenn er müde oder mit Wichtigerem verpflichtet war, übertrafen (zu viel waren); daraus waren ihm Ruhm und Macht erlangt. Nach beider Plan also wird der Tag für den Hinterhalt festgesetzt; das Übrige hat man beschlossen, wie es die Lage erfordere, aus dem Stehgreif zu rüsten. Nabdalsa brach zum Heer auf, das er auf Befehl zwischen den Winterlagern der Römer hatte, damit das Ackerland nicht verwüstet würde, ohne an den Feinden Rache zu nehmen. Nachdem dieser, durch die Größe der Tat erschüttert worden war, nicht zum Termin kam und Furcht die Sache hinderte, schickte Bomilcar, zugleich begierig, das Begonnene zu Ende zu führen, und über die Furcht des Bundesgenossen besorgt, er könne den alten Plan aufgeben und einen Neuen suchen, durch zuverlässige Leute einen Brief an ihn, in ihm klagte er die Weichheit und Schlaffheit des Mannes an, rief die Götter zu Zeugen, bei denen er geschworen hätte, warnte ihn, die Belohnungen des Metellus in Verderben zu verwandeln; das Ende Jugurthas sei da, im Übrigen erwog man nur, ob er durch seine oder des Metellus Tapferkeit zugrunde gehe; deshalb möge er bei sich bedenken, ob er lieber Belohnungen oder den Martertod wolle.
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Sed cum eae litterae allatae, forte Nabdalsa exercito corpore fessus in lecto quiescebat, ubi cognitis Bomilcaris verbis primo cura, deinde, uti aegrum animum solet, somnus cepit. Erat ei Numida quidam negotiorum curator, fidus acceptusque et omnium consiliorum nisi novissimi particeps. Qui postquam allatas litteras audivit et ex consuetudine ratus opera aut ingenio suo opus esse in tabernaculum introiit, dormiente illo epistulam super caput in pulvino temere positam sumit ac perlegit, dein propere cognitis insidiis ad regem pergit.
Nabdalsa paulo post experrectus ubi neque epistulam repperit et rem omnem, uti acta erat, [ex perfugis] cognovit, primo indicem persequi conatus, postquam id frustra fuit, Iugurtham placandi gratia accedit; dicit, quae ipse paravisset facere, perfidia clientis sui praeventa; lacrimans obtestatur per amicitiam perque sua antea fideliter acta, ne super tali scelere suspectum sese haberet.
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Als aber dieser Brief vorbeigebracht wurde, ruhte Nabdalsa müde von körperlichen Beschäftigungen auf dem Bett, wo ihn zuerst nach der Kenntnis von Bomilcars Worten Sorge, dann, wie es bei einem kranken Sinn gewöhnlich ist, der Schlaf ergriff. Er hatte einen gewissen Numider als Aufseher der Geschäfte, ihm treu und angenehm und an allen Plänen außer dem jüngsten teilnehmend. Nachdem dieser gehört hatte, dass ein Brief gebracht worden sei, und nach Gewohnheit glaubend, es sei seine Arbeit oder Begabung nötig, in das Zelt getreten war, nimmt er, während jener schlief, den Brief, der über seinem Kopf leichtfertig auf das Kissen gelegt war, und liest ihn durch, darauf bricht er nach Kenntnis des Hinterhaltes eilends zum König auf. Nabdalsa wird kurz darauf wach, und als er den Brief nicht wiederfindet und erkennt, wie die ganze Sache geschehen war, versucht er zuerst, den Verräter zu verfolgen, nachdem das vergeblich gewesen war, tritt er an Jugurtha heran, um ihn zu beruhigen: er sagt, was er selber beabsichtigte zu tun, sei durch Untreue des Schützlings „ihm aus den Händen genommen worden“; weinend beschwört er ihn bei seiner Freundschaft und seinen vorher treu ausgeführten Taten, dass er ihn nicht mit einem solchen Verbrechen in Verdacht haben solle.
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Ad ea rex, aliter atque animo gerebat, placide respondit. Bomilcare aliisque multis, quos socios insidiarum cognoverat, interfectis iram oppresserat, ne qua ex eo negotio seditio oreretur. Neque post id locorum Iugurthae dies aut nox ulla quieta fuit: neque loco neque mortali cuiquam aut tempori satis credere, civis hostisque iuxta metuere, circumspectare omnia et omni strepitu pavescere, alio atque alio loco, saepe contra decus regium, noctu requiescere, interdum somno excitus arreptis armis tumultum facere: ita formidine quasi vecordia exagitari.
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Darauf antwortete der König, anders als er es in seinem Sinn erwog, friedlich. Nachdem er Bomilcar und viele andere, die er als Gefährten an dem Anschlag erkannt hatte, getötet hatte, hatte er seinen Zorn unterdrückt, damit aus dieser Angelegenheit kein Aufstand entstünde. Nach diesem Zeitpunkt war Jugurtha keinen Tag und keine Nacht ruhig: keinem Platz, keinem Sterblichen, keiner Zeit vertraute er recht, Bürger und Feinde fürchtete er in gleicher Weise, schaute sich nach allem um und erschrak bei jedem Geräusch, ruhte nachts an einem anderen Ort, oft im Gegensatz zu seiner königlichen Würde, manchmal ergriff er, aus dem Schlaf aufgeschreckt, die Waffen und machte Lärm: so wurde er durch die Furcht wie von Wahnsinn umhergetrieben.
| 73. |
Igitur Metellus, ubi de casu Bomilcaris et indicio patefacto ex perfugis cognovit, rursus tamquam ad integrum bellum cuncta parat festinatque. Marium fatigantem de profectione, simul et invitum et offensum sibi parum idoneum ratus, domum dimittit. Et Romae plebes litteris, qua de Metello ac Mario missae erant, cognitis volenti animo de ambobus acceperant. Imperatori nobilitas, quae antea decori fuit, invidiae esse; at illi alteri generis humilitas favorem addiderat. Ceterum in utroque magis studia partium quam bona aut mala sua moderata. Praeterea seditiosi magistratus vulgum exagitare, Metellum omnibus contionibus capitis arcessere, Mari virtutem in maius celebrare. Denique plebes sic accensa, uti opifices agrestesque omnes, quorum res fidesque in manibus sitae erant, relictis operibus frequentarent Marium et sua necessaria post illius honorem ducerent. Ita perculsa nobilitate post multas tempestates novo homini consulatus mandatur. Et postea populus a tribuno plebis T. Manlio Mancino rogatus, quem vellet cum Iugurtha bellum gerere, frequens Marium iussit. Sed paulo [...] decreverat: ea res frustra fuit.
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Als Metellus also von dem Schicksal Bomilcars und von der enthüllten Anzeige durch Überläufer erfuhr, bereitet er alles wieder so vor, wie zu einem frischen Krieg und ist ungeduldig. Den Marius, der wegen des Aufbruchs ermüdete, schickt er nach Hause, in dem Glauben, dass er ihm, zugleich wider Willen und beleidigt, zu wenig geeignet sei. Und in Rom hatte die Plebs, als man die Briefe, die über Metellus und Marius geschickt worden waren, gelesen hatte, mit freiwilligem Sinn über die beiden vernommen. Für den Feldherrn war sein Adel, der vorher eine Zierde war, zum Hass; dem andern aber hatte die Niedrigkeit seines Geschlechts Gunst hinzugefügt. Im Übrigen hatten bei beiden mehr Parteibestrebungen als ihre Vorzüge oder Mängel Einfluss. Außerdem hetzten aufrührerische Beamte das Volk auf, in allen Volksversammlungen klagten sie Metellus auf den Tod an, rühmten des Marius Tapferkeit noch höher. Schließlich war die Plebs so entflammt, dass Handwerker und alle Bauern, dessen Vermögen und Vertrauen in den Händen lagen, ihre Arbeiten zurückließen, Marius zahlreiche besuchten und ihre Notwendigkeit seiner Ehre hinten anstellten. So wurde, nachdem die Nobilität niedergeschlagen war, nach langer Zeit das Konsulat einem Neuling übertragen. Und später wurde das Volk vom Volkstribunen Titus Manlius Mancinus gefragt, wen es wolle, dass er den Krieg mit Jugurtha führe, und befahl zahlreich Marius. Aber kurz zuvor [...] hatte bestimmt: diese Sache war vergeblich.
| 74. |
Eodem tempore Iugurtha amissis amicis, quorum plerosque ipse necaverat, ceteri formidine pars ad Romanos, alii ad regem Bocchum profugerant, cum neque bellum geri sine administris posset et novorum fidem in tanta perfidia veterum experiri periculosum duceret, varius incertusque agitabat. Neque illi res neque consilium aut quisquam hominum satis placebat: itinera praefectosque in dies mutare; modo adversum hostis, interdum in solitudines pergere; saepe in fuga ac post paulo in armis spem habere; dubitare, virtuti an fidei popularium minus crederet: ita quocumque intenderat, res adversae erant.
Sed inter eas moras repente sese Metellus cum exercitu ostendit. Numidae ab Iugurtha pro tempore parati instructique, dein proelium incipitur. Qua in parte rex pugnae affuit, ibi aliquamdiu certatum, ceteri eius omnes milites primo congressu pulsi fugatique. Romani signorum et armorum [et] aliquanto numero, hostium paucorum potiti; nam ferme Numidis in omnibus proeliis magis pedes quam arma tuta sunt.
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Zur selben Zeit handelt Jugurtha nach Verlust seiner Freunde, von denen er die meisten selbst getötet hatte, und die Übrigen aus Furcht, die einen zu den Römern, die anderen zum König Bocchus geflohen waren, da er ohne Gehilfen nicht Krieg führen konnte und er es für gefährlich hielt, die Treue von neuen bei der so großen Treulosigkeit der alten zu erproben, verschieden und unsicher. Weder eine Sache noch ein Plan oder irgendeiner der Menschen gefiel jenem genügend: Wege und Befehlshaber wechselte er von Tag zu Tag; bald brach er gegen die Feinde auf, manchmal in die einsame Gegend; oft setzte er seine Hoffnung in die Flucht und wenig später in die Waffen; zweifelte, ob er der Tapferkeit oder der Treue der Landsleute weniger glauben sollte: so waren, wohin er auch immer sich hingab, die Verhältnisse ungünstig. Aber inmitten dieser Verzögerungen zeigte sich plötzlich Metellus mit seinem Heer. Die Numider wurden von Jugurtha gemäß der Zeit vorbereitet und aufgestellt, dann wurde der Kampf begonnen. An der Seite, wo der König am Kampf teilnahm, dort wurde eine Zeit lang gestritten, alle seine übrigen Soldaten wurden beim ersten Zusammentreffen geschlagen und vertrieben. Die Römer bemächtigten sich einer ziemlichen Anzahl von Zeichen und Waffen, weniger Feinde; denn für die Numider sind in fast allen Kämpfen mehr die Füße als die Waffen sicher.
| 75. |
Ea fuga Iugurtha impensius modo rebus suis diffidens cum perfugis et parte equitatus in solitudines, dein Thalam pervenit, in oppidum magnum atque opulentum, ubi plerique thesauri filiorumque eius multus pueritiae cultus erat. Quae postquam Metello comperta sunt, quamquam inter Thalam flumenque proximum in spatio milium quinquaginta loca arida atque vasta esse cognoverat, tamen spe patrandi belli, si eius oppidi potitus foret, omnis asperitates supervadere ac naturam etiam vincere aggreditur. Igitur omnia iumenta sarcinis levari iubet nisi frumento dierum decem, ceterum utris modo et alia aquae idonea portari. Praeterea conquirit ex agris quam plurimum potest domiti pecoris eoque imponit vasa cuiusque modi, sed pleraque lignea collecta ex tuguriis Numidarum. Ad hoc finitimis imperat, qui se post regis fugam Metello dederant, quam plurimum quisque aquae portaret; diem locumque, ubi praesto forent, praedicit; ipse ex flumine, quam proximam oppido aquam esse supra diximus, iumenta onerat: eo modo instructus ad Thalam proficiscitur. Deinde ubi ad id loci ventum, quo Numidis praeceperat, et castra posita munitaque sunt, tanta repente caelo missa vis aquae dicitur, ut ea modo exercitui satis superque foret. Praeterea commeatus spe amplior, quia Numidae, sicuti plerique in nova deditione, officia intenderant. Ceterum milites religione pluvia magis usi, eaque res multum animis eorum addidit, nam rati sese dis immortalibus curae esse.
Deinde postero die contra opinionem Iugurthae ad Thalam perveniunt. Oppidani, qui se locorum asperitate munitos crediderant, magna atque insolita re perculsi, nihilo segnius bellum parare; idem nostri facere.
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Durch diese Flucht misstraute Jugurtha nur noch heftiger seiner Macht und kam mit den Überläufern und einem Teil der Reiterei in die einsame Gegend, darauf nach Thala, in eine große reichte Stadt, wo die meisten Schätze und viel Ausstattung der Kindheit seiner Söhne waren. Nachdem das von Metellus in Erfahrung gebracht worden war, wagt er dennoch, obwohl, wie er gewusst hatte, zwischen Thala und dem nächsten Fluss in einem Zwischenraum von 50 000 Schritten (75km) dürres und ödes Gelände war, in der Hoffnung, den Krieg zu Ende zu führen, wenn er sich der Stadt bemächtigte, alle Härten zu überwinden und sogar die Natur zu besiegen. Also befiehlt er alle Lasttiere von ihrem Gepäck zu befreien, außer von dem Getreide für zehn Tage, im Übrigen nur lederne Schläuche und andere geeignete Wasserbehälter tragen. Außerdem sucht er von den Äckern so viel wie möglich gebändigtes Vieh zusammen und lädt auf dieses Gefäße jeder Art, meist aber hölzerne, die aus den Hütten der Numider gesammelt worden waren. Dazu befiehlt er den Grenznachbarn, die sich nach der Flucht des Königs dem Metellus ergeben hatten, jeder soll so viel wie möglich Wasser tragen; Tag und Ort, wo sie zur Stelle sein sollten, sagt er voraus; er selber belädt die Lasttiere aus dem Fluss, der, wie oben gesagt, das der Stadt nächste Gewässer war: auf diese Weise ausgerüstet, bricht er nach Thala auf. Als man darauf zur Stelle gekommen war, wohin er den Numidern vorgeschrieben hatte, und das Lager aufgeschlagen und befestigt worden war, soll eine so große Menge Wasser plötzlich vom Himmel geschickt worden sei, dass diese allein dem Heer genug und darüber hätte sein können. Außerdem war die Verpflegung reicher als erhofft, weil die Numider, wie die Meisten bei einer frischen Unterwerfung, ihre Aufgaben gesteigert hatten. Im Übrigen nahmen die Soldaten den Regen mehr als Vorzeichen, und diese Sache hatte ihrem Mut viel hinzugefügt; denn sie glaubten, die unsterblichen Götter kümmerten sich um sie. Darauf kommen sie am anderen Tag gegen Erwartung Jugurthas nach Thala. Die Stadtbewohner, die sich durch die Schwierigkeit der Orte geschützt geglaubt hatten, waren durch die große, ungewöhnliche Lage erschüttert, bereiteten keineswegs weniger eifrig den Krieg vor; dasselbe taten die Unseren.
| 76. |
Sed rex, nihil iam infectum Metello credens — quippe qui omnia, arma, tela, locos, tempora, denique naturam ipsam ceteris imperitantem industria vicerat — cum liberis et magna parte pecuniae ex oppido noctu profugit. Neque postea in ullo loco amplius uno die aut una nocte moratus, simulabat sese negoti gratia properare, ceterum proditionem timebat, quam vitare posse celeritate putabat: nam talia consilia per otium et ex opportunitate capi.
At Metellus, ubi oppidanos proelio intentos, simul oppidum et operibus et loco munitum videt, vallo fossaque moenia circumvenit. Dein duobus locis ex copia maxime idoneis vineas agere, [superque eas] aggerem iacere et super aggerem impositis turribus opus et administros tutari; contra haec oppidani festinare, parare; prorsus ab utrisque nihil relicuum fieri. Denique Romani, multo ante labore proeliisque fatigati, post dies quadraginta quam eo ventum erat, oppido modo potiti; praeda omnis ab perfugis corrupta. Ii postquam murum arietibus feriri resque suas afflictas vident, aurum atque argentum et alia, quae prima ducuntur, domum regiam comportant. Ibi vino et epulis onerati illaque et domum et semet igni corrumpunt, et quas victi ab hostibus poenas metuerant, eas ipsi volentes pependere.
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Der König aber, bei Metellus schon nichts mehr für unmöglich haltend, da er ja alles, Waffen, Geschosse, Gelände, Zeiten, schließlich die Natur, die selbst den übrigen die Befehle gibt, durch seinen Fleiß besiegt hatte, flieht mit den Kindern und einem großen Teil des Geldes nachts aus der Stadt. Und später an keinem Ort länger als einen Tag oder eine Nacht verweilend, täuschte er vor, dass er wegen seiner Arbeit eile, aber er fürchtete Verrat, dem er durch Schnelligkeit ausweichen zu können glaubte: denn solche Pläne würden in Ruhe und aus der günstigen Lage gefasst. Metellus aber umgibt, sobald er die Städter auf Kampf ausgerichtet, zugleich die Stadt durch die Schanzarbeiten und das Gelände befestigt sieht, die Mauern mit Wall und Graben. Darauf macht er an zwei Stellen, die von der Möglichkeit am meisten geeignet waren, Schutzdächer, wirft (über diese) einen Damm auf und schützt durch auf dem Damm errichtete Türme Werk und Gehilfen; gegen dieses rüsten sich die Städter eilends; kurz, von beiden wird nicht übrig gelassen. Schließlich haben die Römer, lange vorher durch Anstrengung und Kämpfe ermüdet, nur vierzig Tage später, als man dort angekommen war, der Stadt bemächtigt; die Beute war ganz von den Überläufern verdorben worden. Nachdem diese sahen, dass die Mauer von den Widdern getroffen wurde und dass ihre Lage angeschlagen war, tragen sie Gold und Silber und anderes, was für das Wichtige gehalten wird, in den Königspalast zusammen. Dort beladen sie sich mit Wein und Speisen und vernichten dann jenes, den Palast und sich selbst mit Feuer, und die Strafen, die sie als Besiegte vor den Feinden gefürchtet hatten, verhängen sie selbst gern.
| 77. |
Sed pariter cum capta Thala legati ex oppido Lepti ad Metellum venerant orantes, uti praesidium praefectumque eo mitteret: Hamilcarem quendam, hominem nobilem factiosum, novis rebus studere, adversum quem neque imperia magistratuum neque leges valerent; ni id festinaret, in summo periculo suam salutem, illorum socios fore. Nam Leptitani iam inde a principio belli Iugurthini ad Bestiam consulem et postea Romam miserant amicitiam societatemque rogatum. Deinde ubi ea impetrata, semper boni fidelesque mansere et cuncta a Bestia, Albino Metelloque imperata nave fecerant. Itaque ab imperatore facile quae petebant adepti. Emissae eo cohortes Ligurum quattuor et C. Annius praefectus.
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Aber zugleich mit der Einnahme von Thala waren Gesandte aus der Stadt Leptis zu Metellus gekommen bittend, dass er eine Hilfstruppe und einen Befehlshaber dorthin schicken soll: ein gewisser Hamilcar, einer Partei zugehöriger Adliger, strebe nach Umsturz, gegen ihn hätten weder die Befehle der Beamten noch Gesetze Einfluss; wenn er sich nicht beeile, sei ihr, ihrer Bundesgenossen Wohlbefinden in höchster Gefahr. Die Leptitaner hatten nämlich gleich schon zu Beginn des Krieges mit Jugurtha zum Konsul Bestia und später nach Rom geschickt, um Freundschaft und Bundesgenossenschaft zu erbitten. Darauf, als das erlangt worden war, waren sie immer gut und treu geblieben und hatten alles, was von Bestia, Albinus und Metellus befohlen wurde, eifrig ausgeführt. Deshalb erlangten sie vom Feldherrn leicht, worum sie baten. Es wurde dahin entsandt vier Kohorten Ligurer und als Befehlshaber Gaius Annius.
| 78. |
Id oppidum ab Sidoniis conditum est, quos accepimus profugos ob discordias civilis navibus in eos locos venisse, ceterum situm inter duas Syrtis, quibus nomen ex re inditum. Nam duo sunt sinus prope in extrema Africa, impares magnitudine, pari natura; quorum proxima terrae praealta sunt, cetera uti fors tulit alta alia, alia in tempestate vadosa. Nam ubi mare magnum esse et saevire ventis coepit, limum harenamque et saxa ingentia fluctus trahunt: ita facies locorum cum ventis simul mutatur. Syrtes ab tractu nominatae. Eius civitatis lingua modo conversa conubio Numidarum, legum cultusque pleraque Sidonica; quae eo facilius retinebant, quod procul ab imperio regis aetatem agebant. Inter illos et frequentem Numidiam multi vastique loci erant.
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Diese Stadt ist von Sidoniern gegründet worden, die als Überläufer, wie wir erfahren haben, wegen Uneinigkeiten unter den Bürgern geflohen waren und zu Schiff in diese Gegenden kamen, sie liegt aber zwischen den zwei Syrten, denen der Name von der Sache gegeben wurde. Es sind nämlich zwei Buchten am Rande von Afrika, ungleich an Größe, von gleicher Natur; ihr dem Land am nächsten liegender Teil ist ungewöhnlich tief, das Übrige ist, wie der blinde Zufall es mit sich brachte, von Sturm zu Sturm teils tief, teils seicht. Denn sobald das Meer hoch zu gehen und durch die Stürme zu wüten beginnt, schleppen die Wogen Schlamm, Sand und ungeheure Felsbrocken mit sich: so ändert sich das Gesicht der Gegenden zugleich mit den Winden. Syrten sind sie vom Schleppen benannt. Die Sprache dieser Stadt hat sich bald durch die Heirat mit den Numidern umgewandelt, das meiste von den Gesetzen und der Lebensweise ist sidonisch; das hielten sie umso leichter fest, weil sie fern von der Herrschaft des Königs ihr Leben führten. Zwischen jenen und dem zahlreichen Numidien waren viele wüste Orte.
| 79. |
Sed quoniam in eas regiones per Leptitanorum negotia venimus, non indignum videtur egregium atque mirabile facinus duorum Carthaginiensium memorare; eam rem nos locus admonuit. Qua tempestate Carthaginienses pleraque Africa imperitabant, Cyrenenses quoque magni atque opulenti fuere. Ager in medio harenosus, una specie; neque flumen neque mons erat, qui finis eorum discerneret. Quae res eos in magno diuturnoque bello inter se habuit.
Postquam utrimque legiones, item classes saepe fusae fugataeque et alteri alteros aliquantum attriveret, veriti, ne mox victos victoresque defessos alius aggrederetur, per indutias sponsionem faciunt, uti certo die legati domo proficiscerentur: quo in loco inter se obvii fuissent, is communis utriusque populi finis haberetur. Igitur Carthagine duo fratres missi, quibus nomen Philaenis erat, maturavere iter pergere, Cyrenenses tardius iere. Id socordiane an casu acciderit, parum cognovi. Ceterum solet in illis locis tempestas haud secus atque in mari retinere. Nam ubi per loca aequalia et nuda gignentium ventus coortus harenam humo excitavit, ea magna vi agitata ora oculosque implere solet: ita prospectu impedito morari iter. Postquam Cyrenenses aliquanto posteriores se esse vident et ob rem corruptam domi poenas metuont, criminari Carthaginiensis ante tempus domo digressos, conturbare rem, denique omnia malle quam victi abire. Sed cum Poeni aliam condicionem, tantummodo aequam, peterent, Graeci optionem Carthaginiensium faciunt, ut vel illi, quos finis populo suo peterent, ibi vivi obruerentur, vel eadem condicione sese quem in locum vellent processuros. Philaeni condicione probata seque vitamque suam rei publicae condonavere: ita vivi obruti. Carthaginienses in eo loco Philaenis fratribus aras consecravere, aliique illis domi honores instituti. Nunc ad rem redeo.
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Aber da wir ja durch die Angelegenheiten der Leptitaner in diese Gegenden gekommen sind, scheint es nicht unwürdig zu sein, eine hervorragende, bewundernswerte Tat zweier Karthager zu erzählen; an diese Lage erinnert uns der Ort. Zu der Zeit, in der die Karthager den größten Teil von Afrika beherrschten, waren auch die Kyrener groß und reich. Das Acker in der Mitte war sandig, zusammen mit der Gestalt; es gab weder Fluss noch Berg, der ihr Gebiet getrennt hätte. Diese Lage hielt sie in großem, langdauerndem Krieg untereinander. Nachdem auf beiden Seiten Legionen wie Flotten oft geworfen und in die Flucht geschlagen worden waren und die einen die anderen ziemlich aufgerieben hatten, fürchteten sie, dass bald Besiegte und Sieger, weil sie ermüdet waren, ein anderer angriffe, und machen während eines Waffenstillstandes eine Wette, dass an einem bestimmten Tag Gesandte von zu Hause aufbrechen sollten; an welchem Ort sie sich begegneten, dieser solle als gemeinsame Grenze beider Völker gelten. Von Karthago wurden also zwei Brüder geschickt, die den Namen Philaeni trugen, und sie beeilten sich den Weg fortzusetzen. Die Kyrener gingen langsamer. Ob das aus Sorglosigkeit oder durch Zufall geschah, habe ich zu wenig erfahren. Im Übrigen pflegt in jenen Gegenden der Sturm nicht anders als auf dem Meer festzuhalten. Denn wenn über das ebene und gewächslose Gelände ein Wind sich erhebt und den Sand vom Boden hochtreibt, pflegt er, mit großer Kraft getrieben, Mund und Augen zu füllen: so wird der Marsch verzögert, weil Ausblick gehindert ist. Nachdem die Kyrenenser gesehen hatten, dass sie ziemlich die hinteren sind, und wegen der verdorbenen Aufgabe Zuhause Strafen fürchten, beschuldigen sie die Karthager, sie seien vor der Zeit von Zuhause fortgegangen, bringen die Lage in Unordnung, wollen schließlich alles lieber als besiegt davongehen. Als aber die Punier eine andere Bedingung, nur eine billige, erbaten, lassen die Griechen den Karthagern die Wahl, dass entweder jene, wo sie die Grenze für ihr Volk haben wollten, dort lebendig begraben werden sollten, oder dass sie unter derselben Bedingung bis zu welchem Ort sie wollten vorrücken würden. Die Philaeni hießen die Bedingung gut und schenkten sich und ihr Leben dem Staat: so sind sie lebend gegraben worden. Die Karthager haben an dieser Stelle den Brüdern Philaeni Altäre geweiht, und andere Ehren wurden für sie Zuhause eingerichtet. Jetzt kehre ich zu der Angelegenheit zurück.
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Iugurtha postquam amissa Thala nihil satis firmum contra Metellum putat, per magnas solitudines cum paucis profectus pervenit ad Gaetulos, genus hominum ferum incultumque et eo tempore ignarum nominis Romani. Eorum multitudinem in unum cogit ac paulatim consuefacit ordines habere, signa sequi, imperium observare, item alia militaria facere. Praeterea regis Bocchi proximos magnis muneribus et maioribus promissis ad studium sui perducit, quis adiutoribus regem aggressus impellit, uti adversus Romanos bellum incipiat. Id ea gratia facilius proniusque fuit, quod Bocchus initio huiusce belli legatos Romam miserat foedus et amicitiam petitum, quam rem opportunissimam incepto bello pauci impediverant caeci avaritia, quis omnia honesta atque inhonesta vendere mos erat. Et iam antea Iugurthae filia Boccho nupserat, verum ea necessitudo apud Numidas Maurosque levis ducitur, quia singuli pro opibus quisque quam plurimas uxores, denas alii, alii pluris habent, sed reges eo amplius. Ita animus multitudine distrahitur: nulla pro socia obtinet, pariter omnes viles sunt.
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Als Jugurtha nach dem Verlust Thalas nichts für fest genug gegen Metellus hielt, brach er mit wenigen auf und kam durch große Einöden zu den Gätulern, einer wilden, unkultivierten und zu dieser Zeit mit dem Römernamen unvertrauten Menschenart. Eine Menge von ihnen treibt er zu einem zusammen und gewöhnt sie allmählich daran, Ordnungen einzuhalten, den Zeichen zu folgen, auf den Befehl zu achten, ebenso andere militärische Dinge auszuführen. Außerdem bringt er die dem König Bocchus Nahestehende durch große Geschenke und noch größere Versprechen dazu, dass sie sich zu seinem Streben verleiten, der mit Helfern an den König herangeht und ihn bewegt, gegen die Römer Krieg zu beginnen. Das war darum leichter und günstiger, weil Bocchus am Anfang dieses Krieges Gesandte nach Rom geschickt hatte, um Bündnis und Freundschaft zu erbitten, diese für den begonnenen Krieg so überaus günstige Gelegenheit hatten, blind vor Habsucht, die wenigen verhindert, denen alles Ehrenhafte und Unehrenhafte zu verkaufen Gewohnheit war. Auch schon vorher hatte die Tochter des Bocchus Jugurtha geheiratet. Aber diese Verbindung wird bei den Numidern und Mauren für leichtsinnig erachtet, weil die Einzelnen, jeder nach seinen Mitteln möglichst viele Frauen, zehn die einen, andere noch mehr haben, aber die Könige umso mehr. So wird die Seele durch die Menge zerteilt: keine gilt als Gefährtin, in gleicher Weise sind alle wertlos.
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