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19.07.2012 von Imperator

In der Grammatik wird unter dem Begriff Syntax (von griechisch σύνταξις "Zusammenstellung, Anordnung") die Satzlehre - oder anders ausgedrückt - die Lehre vom Satzbau verstanden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten und Modelle, nach denen man einen Satz "bauen" bzw. analysieren kann.

Die klassische Einteilung eines Satzes erfolgt über Satzglieder. Unter Satzgliedern sind syntaktische (auf den Satzbau bezogene) Einheiten zu verstehen, die zusammen das ihnen übergeordnete System "Satz" bilden. Diese syntaktischen Einheiten können aus einem Wort oder einer Wortgruppe (z. B. Präposition + Substantiv) bestehen. Jedem Typ von Satzglied kommt eine gesonderte syntaktische Funktion innerhalb eines Satzes zu. Satzglieder definieren sich also über ihre Funktion im Satz und nicht über ihre Bedeutung.


Man unterscheidet zwischen folgenden Satzgliedern[1] (syntaktischen Funktionen):

SubjektHandlungsträgerGregor angelt.
PrädikatHandlungGregor angelt.
ObjektHandlungsgegenstandGregor angelt Fische.
AdverbialHandlungsumstandGregor angelt Fische am See.
AttributErgänzung zu SubstantivGregor angelt große Fische am See.
PrädikativErgänzung des PrädikatsGregor angelt eifrig große Fische am See.



Der Begriff "syntaktische Funktion" darf nicht mit dem Begriff "syntaktische Kategorie" (Wortart) verwechselt werden. So werden häufig Adverbial (syntaktische Funktion) und Adverb (syntaktische Kategorie) über einen Kamm geschert. Zwar kann ein Adverb die syntaktische Funktion eines Adverbials (adverbiale Bestimmung) haben, allerdings auch die eines Prädikatsnomens. Deswegen ist es falsch, die Korrelation Adverb ↔ Adverbial aufzustellen. Genauso ist ein Verb nicht immer automatisch ein Prädikat, denn ein Infinitiv kann z. B. auch Subjekt oder Objekt sein. Die folgende Tabelle gibt Aufschluss über die Beziehungen von syntaktischen Kategorien und Funktionen.


WortartDeutschLateinsyntaktische Funktion
Adjektivsüßer Wein

Wein ist süß.

Wir kehren traurig nach Hause zurück.
vinum dulce

Vinum dulce est.

Nos tristes domum redeunt.
Attribut

Prädikatsnomen

Prädikativ
Adverbschnell ein Buch senden

Du warst zugegen.
librum celeriter mittere

Tu praesto fuisti.
Adverbial

Prädikatsnomen
Substantiv

   1. im Nominativ

Die Führer kämpfen für den Sieg.

Jener gilt als Tyrann.

Caesar kam als Freund.

Duces pro victoria pugnant.


Ille putatur tyrannus.

Caesar amicus venit.

Subjekt


Prädikatsnomen

Prädikativ

   2. im Genitiv
Der Tempel des Juppiter ist schön.

Die Soldaten gedachten ihres Feldherrn.

Bist du des Wahnsinns?

Templum Iovis pulchrum est.

Milites sui imperatoris meminerant.

Esne insaniae?

Attribut


Objekt


Prädikatsnomen

   3. im Dativ

Rufus antwortet dem Sohn.

Mir ist Muße.

Rufus filio respondet.

Mihi est otium.

Objekt

Prädikatsnomen

   4. im Akkusativ

Cato sah den Adlerträger.

Ich reise nach Germanien

Cato aquiliferum vidit.

In Germaniam proficiscor.

Objekt

Adverbial

   5. im Ablativ[2]

Er liegt unter einem Baum.

Sie missbrauchen das Gesetz.

Dem Carbo wurde ein Mensch von einzigartier Faulheit zuteil.

Sub arbore iacet.

Lege male utuntur.


Carboni obtigit homo singulari inertia.

Adverbial

Objekt


Attribut
VerbBären lieben Honig.

Zu sündigen, ist niemals nützlich.

Ich will dich sehen.
Ursae mel amant.

Numquam utile est peccare.

Volo te videre.
Prädikat

Subjekt


Objekt






[1] Streng genommen gelten nur Subjekt, Prädikat, Objekt und Adverbial als Satzglieder. Attribute sind immer einem Satzglied zugeordnet und somit dessen Bestandteil. Ähnlich verhält es sich beim Prädikativ, das eine an die Verbalhandlung gekoppelte Ergänzung zum Subjekt oder (Akkusativ-)Objekt darstellt. Allerdings ist es möglich, das Prädikativ innerhalb des Satzes zu verschieben. Das ist beim Attribut nicht der Fall, da dies bei seinem Bezugswort stehen muss.
Wohl aber können Subjekt, Prädikat, Objekt, Adverbial, Prädikativ (Prädikatsnomen) und Attribut allesamt als syntaktische Funktionen begriffen werden.

[2] Selbstverständlich gibt es den Ablativ im Deutschen nicht. Der lateinische Ablativ wird in unserer Sprache hauptsächlich über Präpositionalausdrücke mit dem Dativ realisiert.


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