Übersetzungen - Caesar |
Caesar - De Bello Gallico - liber primus - Kapitel 50-54 - Deutsche Übersetzung |
28.10.2014 - 13:04 |
| Kapitel 50-54: Der Krieg gegen Ariovist III | | |
|
50. Erste Schlacht mit Ariovist |
[50] Proximo die instituto suo Caesar ex castris utrisque copias suas eduxit paulumque a maioribus castris progressus aciem instruxit hostibusque pugnandi potestatem fecit. Ubi ne tum quidem eos prodire intellexit, circiter meridiem exercitum in castra reduxit. Tum demum Ariovistus partem suarum copiarum, quae castra minora oppugnaret, misit. Acriter utrimque usque ad vesperum pugnatum est. Solis occasu suas copias Ariovistus multis et inlatis et acceptis vulneribus in castra reduxit. Cum ex captivis quaereret Caesar, quam ob rem Ariovistus proelio non decertaret, hanc reperiebat causam, quod apud Germanos ea consuetudo esset, ut matres familiae eorum sortibus et vaticinationibus declararent, utrum proelium committi ex usu esset necne; eas ita dicere: non esse fas Germanos superare, si ante novam lunam proelio contendissent.
|
[50] Am Folgetag ließ er gemäß seines Vorhabens aus beiden Lagern seine Truppen ausmarschieren, schritt ein wenig vom größeren Lager vorwärts, stellte die Schlachtreihe auf und gab dem Feind Möglichkeit zum Angriff. Sowie er begriffen hatte, dass diese nicht einmal jetzt vorrücken, führte er seine Truppen gegen Mittag wieder ins Lager zurück. Dann erst sandte Ariovist einen Teil seiner Truppen, um das kleinere Lager zu bestürmen. Auf beiden Seiten wurde heftig bis zum Abend gekämpft. Bei Sonnenuntergang, nachdem viele Wunden zugefügt und eingesteckt worden waren, ließ Ariovist seine Truppen ins Lager zurückmarschieren. Als Caesar einen der Gefangenen fragte, warum Ariovist nicht bis zur Entscheidung kämpfe, erfuhr er als Grund, dass bei den Germanen die Sitte herrsche, dass die Mütter ihrer Familien durch Losorakel und Weissagung kundtäten, ob es von Nutzen sei, eine Schlacht einzugehen oder nicht; diese hätten so gesprochen: Es sei nicht der göttliche Wille, dass die Germanen siegen, wenn sie sich vor Neumand auf eine Schlacht einlassen würden.
| 51. Angriff Caesars auf das Lager des Ariovist und dessen Vielvölkerheer |
[51] Postridie eius diei Caesar praesidio utrisque castris, quod satis esse visum est, reliquit, alarios omnes in conspectu hostium pro castris minoribus constituit, quod minus multitudine militum legionariorum pro hostium numero valebat, ut ad speciem alariis uteretur; ipse triplici instructa acie usque ad castra hostium accessit. Tum demum necessario Germani suas copias castris eduxerunt generatimque constituerunt paribus intervallis, Harudes, Marcomanos, Tribocos, Vangiones, Nemetes, Sedusios, Suebos, omnemque aciem suam raedis et carris circumdederunt, ne qua spes in fuga relinqueretur. Eo mulieres imposuerunt, quae ad proelium proficiscentes milites passis manibus flentes implorabant, ne se in servitutem Romanis traderent.
|
[51] Am Tag darauf ließ Caesar das, was ihm genug schien, zum Schutz für beide Lager zurück, stellte alle Flügeltruppen im Angesicht des Feindes vor dem kleineren Lager auf, um die Flügeltruppen als Schein zu benutzen, weil er mit seiner Menge an Legionären im Verhältnis zur Zahl der Feinde zu schwach war. Mit dreifacher Schlachtreihe marschierte er selbst bis zum Lager des Feindes. Dann erst führten die Germanen notgedrungen ihre Truppen aus dem Lager und stellten sie nach Stämmen geordnet in gleichen Abständen auf, Haruden, Markomannen, Triboker, Vangionen, Nemeter, Sedusier, Sueben, und jede ihrer Schlachtreihen umgaben sie mit Reisewagen und Karren, um nicht irgendeine Hoffnung auf Flucht zu lassen. Dahin stellten sie ihre Frauen, welche die zur Schlacht aufbrechenden Soldaten mit geöffneten Armen anflehten, sie nicht den Römern zur Versklavung zu überlassen.
| 52. Sieg auf dem linken Flügel - Bedrängnis auf dem rechten |
[52] Caesar singulis legionibus singulos legatos et quaestorem praefecit, uti eos testes suae quisque virtutis haberet; ipse a dextro cornu, quod eam partem minime firmam hostium esse animadverterat, proelium commisit. Ita nostri acriter in hostes signo dato impetum fecerunt itaque hostes repente celeriterque procurrerunt, ut spatium pila in hostes coiciendi non daretur. Relictis pilis comminus gladiis pugnatum est. At Germani celeriter ex consuetudine sua phalange facta impetus gladiorum exceperunt. Reperti sunt complures nostri, qui in phalanga insilirent et scuta manibus revellerent et desuper vulnerarent. Cum hostium acies a sinistro cornu pulsa atque in fugam coniecta esset, a dextro cornu vehementer multitudine suorum nostram aciem premebant. Id cum animadvertisset P. Crassus adulescens, qui equitatui praeerat, quod expeditior erat quam ii, qui inter aciem versabantur, tertiam aciem laborantibus nostris subsidio misit.
|
[52] Caesar setzte den einzelnen Legionen jeweils einen Legaten und einer seinen Quästor vor, damit jeder diese als Zeugen seiner Tapferkeit habe; er persönlich begann am rechten Flügel, wo er eine Schwachstelle der Feinde ausfindig gemacht hatte, die Schlacht. Nachdem das Zeichen zum Angriff gegeben worden war, griffen unsere Soldaten den Feind so energisch an und die Feinde stürmten so plötzlich und schnell vorwärts, dass es keine Gelegenheit gab, Wurfspieße auf die Feinde zu werfen. Die Wurfspieße fallen gelassen, kämpfte man mit Schwertern im Nahkampf. Aber die Germanen bildeten schnell ihrer Gewohnheit nach eine Phalanx und absorbierten die Schwerthiebe. Es gab einige von uns, die auf die Phalax sprangen, die Schilde mit ihren Händen wegrissen und den Feind von oben verwundeten. Nachdem die Schlachtreihe der Feinde am linken Flügel geschlagen und in die Flucht getrieben worden war, setzten sie unserer Schlachtreihe am rechten Flügel durch ihre große Menge ordentlich zu. Sobald der junge Publius Crassus, der die Reiterei komandierte, dies bemerkt hatte, schickte er unseren, die bedrängt wurden, die dritte Schlachtreihe zur Hilfe, weil er weniger in Schwierigkeiten war als diejenigen, die sich inmitten der Schlachtlinie befanden.
| 53. Sieg der Römer - Verfolgung der Germanen |
[53] Ita proelium restitutum est, atque omnes hostes terga verterunt nec prius fugere destiterunt quam ad flumen Rhenum milia passuum ex eo loco circiter L pervenerunt. Ibi perpauci aut viribus confisi tranare contenderunt aut lintribus inventis sibi salutem reppererunt. In his fuit Ariovistus, qui naviculam deligatam ad ripam nactus ea profugit; reliquos omnes consecuti equites nostri interfecerunt. Duae fuerunt Ariovisti uxores, una Sueba natione, quam domo secum eduxerat, altera Norica, regis Voccionis soror, quam in Gallia duxerat a fratre missam: utraque in ea fuga periit; duae filiae: harum altera occisa, altera capta est. C. Valerius Procillus, cum a custodibus in fuga trinis catenis vinctus traheretur, in ipsum Caesarem hostes equitatu insequentem incidit. Quae quidem res Caesari non minorem quam ipsa victoria voluptatem attulit, quod hominem honestissimum provinciae Galliae, suum familiarem et hospitem, ereptum ex manibus hostium sibi restitutum videbat neque eius calamitate de tanta voluptate et gratulatione quicquam fortuna deminuerat. Is se praesente de se ter sortibus consultum dicebat, utrum igni statim necaretur an in aliud tempus reservaretur: sortium beneficio se esse incolumem. Item M. Metius repertus et ad eum reductus est.
|
[53] So wurde das Gefecht wiederhergestellt, und alle Feinde kehrten uns den Rücken zu und ließen nicht von der Flucht ab, bevor sie zum Rhein, ungefähr 50 Meilen von diesem Ort, gelangten. Dort versuchten sehr wenige im Vertrauen auf ihre Kräfte hinüberzuschwimmen oder fanden in zufällig entdeckten Kähnen Rettung für sich. Unter diesen war Ariovist, der ein am Ufer angebundenes Boot erwischte und mit diesem entfloh. Alle Übrigen wurden von unserer Reiterei eingeholt und getötet. Ariovist hatte zwei Frauen, eine vom Suebenstamm, die er von Zuhause mit sich geführt hatte, die andere vom Stamm der Noriker, eine Schwester des Königs Voccio. Letztere hatte er in Gallien geheiratet, wohin sie von seinem Bruder geschickt worden war. Beide starben auf der Flucht. Zudem hatte er zwei Töchter: die eine von diesen wurde getötet, die andere gefangen genommen. Gaius Valerius Procillus, der von seinen Wächtern, dreifach in drei Ketten gelegt, auf der Flucht mitgeschliffen wurde, fiel in die Hände von Caesar selbst, als er den Feind mit der Reiterei verfolgte. Dieses Ereignis erfreute Caesar nicht weniger als der Sieg selbst, weil er einen äußerst ehrenvollen Mann der Provinz Galliens, seinen Freund und Gast, aus den Händen der Feinde entrissen, sich wiedergegeben sah und das Schicksal nicht durch dessen Verlust das Vergnügen und die Freude geschmälert hatte. Procillus sagte, in seiner Anwesenheit sei dreimal über ihn gelost worden, ob er sofort im Feuer getötet oder für eine andere Zeit aufgespart werden solle: Durch die Gunst der Stäbchen sei er am Leben. Marcus Metius wurde ebenfalls gefunden und zu ihm zurückgebracht.
| 54. Nach dem Krieg |
[54] Hoc proelio trans Rhenum nuntiato, Suebi, qui ad ripas Rheni venerant, domum reverti coeperunt; quos Ubii, qui proximi Rhenum incolunt, perterritos senserunt, insecuti magnum ex iis numerum occiderunt. Caesar una aestate duobus maximis bellis confectis maturius paulo, quam tempus anni postulabat, in hiberna in Sequanos exercitum deduxit; hibernis Labienum praeposuit; ipse in citeriorem Galliam ad conventus agendos profectus est.
|
[54] Nachdem von dieser Schlacht jenseits des Rheins verkündet worden war, begannen die Sueben, die zu den Rheinufern gekommen waren, in ihre Heimat zurückzukehren; sobald die Ubier, die unmittelbar am Rhein wohnten, sahen, dass diese gewaltig in Schrecken gesetzt waren, setzten sie die Verfolgung an und töteten eine große Anzahl von diesen. Nachdem Caesar in einem Sommer zwei sehr große Kriege beendet hatte, führte er sein Heer etwas früher, als es die Jahreszeit forderte, ins Winterlager zu den Sequanern. Er übertrug Labienus das Kommando über das Winterlager. Er selbst brach ins diesseitige Gallien auf, um Gerichtstage zu halten.
|
Anmerkungen und Hilfen
[50]
sortibus vaticinationibusque : cf. Tac. Germ. 10
contendissent : nach hist. Präsens (hier dicere) sind beide Zeitenfolgen möglich; der Römer bezeichnet bei allgemeinen Aussagen die Vorzeitigkeit genauer als der Deutsche
[51]
quod satis esse visum est, reliquit : der RS ist direktes Objekt zu reliquit
pro castris minoribus : pro hier „im Vergleich / Verhältnis zu“
Eo mulieres imposuerunt (…) : dahin, d. h. zu oder auf die Wagen; zu dieser Stelle cf. Tac. Germ. 8
[52]
singulis legionibus singulos legatos et quaestorem praefecit : singulos darf nur zu legatos verstanden werden; Caesar gab also den Legaten das Kommando über die Legionen und in einem Fall übertrug er es auf seinen Quästor
desuper vulnerarent : vulnerare hier absolut (sc. hostes, Akk.)
[53]
viribus confisi : confidere steht entweder mit Dat. oder Abl. um die Sache, auf die man vertraut, anzugeben
tranare : trans + nare
nactus ea profugit : nancisci ist Deponenz; ea Abl. instrumenti, geht inhaltlich auf naviculam
Duae fuerunt Ariovisti uxores : nur die germanischen Führer hatten aus politischen Gründen mehrere Frauen, cf. Tac. Germ. 18
neque eius calamitate : neque ist auf den ganzen Satz zu beziehen; eius calamitas (objektiv) „Unheil an ihm / sein Verlust“, das potentielle Unheil, was ihm hätte widerfahren können
ter sortibus consultum : cf. Tac. Germ. 10
[54]
qui proximi Rhenum incolunt : Rhenum wird nicht von incolunt regiert (dies ist hier intransitiv), sondern von proximi, das sowohl mit Dativ als auch Akkusativ stehen
|
|
Imperator |
gedruckt am 22.11.2024 - 18:30 |
|
http://www.latein-imperium.de/include.php?path=content&contentid=241 |
|