Die Begriffe Transitivität und Intransitivität (von lat.
transitus "der Übergang") beschreiben die Eigenschaften von Verben und sagen etwas über deren Valenz aus.
In dieser Grammatik werden unter transitiven Verben jene verstanden, die ein Akkusativobjekt regieren (können). Intransitive Verben hingegen können nicht mit einem Akkusativobjekt verbunden werden. Sie stehen entweder
absolut*, d.h. ohne irgendein Objekt, oder mit anderen Objekten. Dadurch ist auch festgelegt, dass
echte transitive Verben ein persönlich Passiv (ich schlage
dich |
du wirst von mir geschlagen) bilden können, intransitive wenn überhaupt nur ein unpersönliches (ich glaube dir |
es wird dir von mir geglaubt).
Transitive Verben sind zum Beispiel:
Miles equitem vulneravit. | Der Soldat hat den Reiter verwundet. |
Commodus gladiatores amat. | Commodus liebt Gladiatoren. |
Ego Romanos odi. | Ich hasse die Römer. |
Intransitiva sind beispielsweise:
Assumus tibi. | Wir helfen dir. |
Imperatoris meminerant. | Sie gedachten des Feldherrn. |
Manus tremunt. | Die Hände zittern. |
Viele Verben können sowohl transitiv als auch intransitiv gebraucht werden:
Verb | transitiv | intransitiv |
ludere | Caesar ludit proelia. Caesar spielt Krieg. | Caesar ludit aleā. Caesar spielt mit einem Würfel. |
potare | Tu aquas potas. Du trinkst Wasser. | Ego cornibus poto Ich trinke aus Hörnern. |
Zuweilen geht mit dem Wechsel zwischen transitiver und intransitiver Konstruktion auch ein Bedeutungswandel einher:
Verb | transitiv | intransitiv |
consulere | Leonidas oraculum consulit. Leonidas befragt das Orakel. | Xerxes militibus (Dat.) consulit. Xerxes verschont die Soldaten. |
contingere | Phaethon solem contingit. Phaethon berührt die Sonne. | Hoc sapienti soli contingit. Dies gelingt dem Weisen allein. |
Zwischen dem Deutschen und Lateinischen gibt es oft Diskrepanzen in der Valenz von Verben. So gibt es lat. transitive Verben, denen im Dt. intransitive entsprechen, und umgekehrt. Ferner werden zum Teil Verben, die im Dt. nur transitiv verwendet werden können, im Lat. auch absolut gebraucht. Im letzten Fall ist dann eventuell eine Paraphrasierung angebracht (cf. das lat.
amo "ich bin verliebt", das bei Dichtern oft absolut gebraucht wird).
Weiterführendes
* In deutschen Grammatiken bezeichnet der Begriff
absolut gewöhnlich die Fähigkeit des Verbs, ohne irgendwelche Ergänzungen zu stehen. Zu Ergänzungen zählen neben Objekten aber auch adverbiale Bestimmungen, die als (notwendige) Ergänzungen des Verbs fungieren (ich wohne
in Genf). Die obige Darstellung ist also leicht unscharf, wenn in Hinblick auf die Intransitiva nur zwischen "anderem Objekt" und "absolutem" Gebrauch differenziert wird.