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Sallust - De Bello Iugurthino - Kapitel 101-114 - Deutsche Übersetzung |
02.05.2013 - 20:57 |
| De Bello Iugurthino 101-114 | | |
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101. |
Igitur quarto denique die haud longe ab oppido Cirta undique simul speculatores citi sese ostendunt, qua re hostis adesse intellegitur. Sed quia diversi redeuntes alius ab alia parte atque omnes idem significabant, consul incertus, quonam modo aciem instrueret, nullo ordine commutato adversum omnia paratus ibidem opperitur. Ita Iugurtham spes frustrata, qui copias in quattuor partis distribuerat, ratus ex omnibus aeque aliquos ab tergo hostibus venturos. Interim Sulla, quem primum hostes attigerant, cohortatus suos turmatim et quam maxime confertis equis ipse aliique Mauros invadunt, ceteri in loco manentes ab iaculis eminus emissis corpora tegere et, si qui in manus venerant, obtruncare.
Dum eo modo equites proeliantur, Bocchus cum peditibus, quos Volux, filius eius, adduxerat neque in priore pugna, in itinere morati, affuerant, postremam Romanorum aciem invadunt. Tum Marius apud primos agebat, quod ibi Iugurtha cum plurimis erat. Dein Numida cognito Bocchi adventu clam cum paucis ad pedites convertit. Ibi Latine — nam apud Numantiam loqui didicerat — exclamat nostros frustra pugnare, paulo ante Marium sua manu interfectum, simul gladium sanguine oblitum ostentans, quem in pugna satis impigre occiso pedite nostro cruentaverat. Quod ubi milites accepere, magis atrocitate rei quam fide nuntii terrentur, simulque barbari animos tollere et in perculsos Romanos acrius incedere. Iamque paulum a fuga aberant, cum Sulla profligatis iis, quos adversum ierat, rediens ab latere Mauris incurrit. Bocchus statim avertitur. At Iugurtha, dum sustentare suos et prope iam adeptam victoriam retinere cupit, circumventus ab equitibus, dextra sinistraque omnibus occisis solus inter tela hostium vitabundus erumpit. Atque interim Marius fugatis equitibus accurrit auxilio suis, quos pelli iam acceperat. Denique hostes iam undique fusi. Tum spectaculum horribile in campis patentibus: sequi fugere, occidi capi; equi atque viri afflicti, ac multi vulneribus acceptis neque fugere posse neque quietem pati, niti modo ac statim concidere; postremo omnia, qua visus erat, constrata telis armis cadaveribus, et inter ea humus infecta sanguine.
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Am vierten Tag nun schließlich zeigen sich nicht weit von der Stadt Cirta auf allen Seiten zugleich schnelle Erforscher, woran man erkennt, dass die Feinde da sind. Aber weil sie, in verschiedene Richtung zurückgehend, jeder von einer anderen Seite und alle dasselbe anzeigten, war der Konsul unsicher, auf welche Weise wer denn die Schlachtreihe aufstellen sollte, und wartet, ohne eine Ordnung zu wechseln, gegen alles bereit, an eben diesem Ort. So täuschte Jugurtha seine Hoffnung, der seine Truppen in vier Teile geteilt hatte, mit der Berechnung, dass von allen irgendwelche gleichermaßen den Feinden in den Rücken kommen würden. Inzwischen ermahnte Sulla, den die Feinde zuerst berührt hatten, die Seinen, scharenweise und mit möglichst eng gedrängten Pferden brechen er selber und andere in die Mauren ein, die Übrigen bleiben am Ort, schützen ihre Körper vor den aus der Ferne geschleuderten Speere und metzeln nieder, wenn irgendwelche zur Schar gekommen waren. Während auf diese Weise die Reiter kämpfen, greift Bocchus mit den Fußsoldaten, die sein Sohn Volux herangeführt und das am früheren Kampf, sich auf dem Marsch verzögernd, nicht anwesend war, das Ende der Schlachtreihe der Römer an. Da betätigte sich Marius bei den Ersten, weil dort Jugurtha mit den meisten war. Darauf wendet sich der Numider, als er die Ankunft des Bocchus erfahren hatte, heimlich mit wenigen zu den Fußsoldaten. Dort ruft er auf lateinisch – denn vor Numantia hatte er es sprechen gelernt – aus, die Unseren kämpften umsonst; kurz vorher sei Marius von seiner Hand getötet worden. Zugleich zeigt er sein mit Blut bestrichenes Schwert, das er im Kampf recht fleißig durch Tötung unseres Fußvolkes blutig gemacht hatte. Als das die Soldaten hörten, werden sie noch mehr durch die Abscheulichkeit der Tat als durch die Treue des Boten erschreckt, und zugleich erhebt sich bei den Barbaren der Mut und sie dringen heftiger auf die niedergeschlagenen Römer ein. Und schon waren sie nicht weit von der Flucht entfernt, als Sulla, nach Niederwerfung derjenigen, gegen die er gezogen war, zurückkehrend, auf die Mauren von der Seite her eingestürmt. Bocchus wendet sich sofort ab. Aber Jugurtha wird, während er die Seinen zu stützen und den schon fast erlangten Sieg festzuhalten begehrt, von den Reitern eingeschlossen, und bricht, nachdem zur Rechten und zur Linken alle getötet sind, allein zwischen Waffen der Feinde, ihnen ausweichend, durch. Und inzwischen eilt Marius, nachdem er die Reiter in die Flucht geschlagen hat, den Seinen zu Hilfe, von denen er schon gehört hatte, dass sie geschlagen wurden. Schließlich sind die Feinde schon überall in die Flucht geschlagen. Da herrscht ein entsetzliches Schauspiel auf den offen sich erstreckenden Feldern: folgen, fliehen, getötet, gefangen werden; Pferde und Männer niedergeschlagen, und viele können, nachdem sie Wunden erlitten hatten, weder fliehen noch Ruhe halten, strengen sich bald an und brechen sofort ein; schließlich war alles, wohin der Blick reichte, bedeckt mit Geschossen, Waffen, Leichen und dazwischen der Boden von Blut gefärbt.
| 102. |
Post ea loci consul haud dubie iam victor pervenit in oppidum Cirtam, quo initio profectus intenderat. Eo post diem quintum, quam iterum barbari male pugnaverant, legati a Boccho veniunt, qui regis verbis ab Mario petivere, duos quam fidissimos ad eum mitteret, velle de suo et de populi Romani commodo cum iis disserere. Ille statim L. Sullam et A. Manlium ire iubet. Qui quamquam acciti ibant, tamen placuit verba apud regem facere, ut ingenium aut aversum flecterent aut cupidum pacis vehementius accenderent. Itaque Sulla, cuius facundiae, non aetati a Manlio concessum, pauca verba huiusce modi locutus:
"Rex Bocche, magna laetitia nobis est, cum te talem virum di monuere, uti aliquando pacem quam bellum malles neu te optimum cum pessimo omnium Iugurtha miscendo commaculares, simul nobis demeres acerbam necessitudinem, pariter te errantem atque illum sceleratissimum persequi. Ad hoc populo Romano iam a principio imperi melius visum amicos quam servos quaerere, tutiusque rati volentibus quam coactis imperitare. Tibi vero nulla opportunior nostra amicitia, primum quia procul absumus, in quo offensae minimum, gratia par ac si prope adessemus; dein quia parentis abunde habemus, amicorum neque nobis neque cuiquam omnium satis fuit. Atque hoc utinam a principio tibi placuisset: profecto ex populo Romano ad hoc tempus multo plura bona accepisses, quam mala perpessus es[ses]. Sed quoniam humanarum rerum fortuna pleraque regit, cui scilicet placuit et vim et gratiam nostram te experiri, nunc, quando per illam licet, festina atque, uti coepisti, perge. Multa atque opportuna habes, quo facilius errata officiis superes. Postremo hoc in pectus tuum demitte, numquam populum Romanum beneficiis victum esse. Nam bello quid valeat, tute scis."
Ad ea Bocchus placide et benigne, simul pauca pro delicto suo verba facit: se non hostili animo, sed ob regnum tutandum arma cepisse. Nam Numidiae partem, unde vi Iugurtham expulerit, iure belli suam factam; eam vastari a Mario pati nequivisse. Praeterea missis antea Romam legatis repulsum ab amicitia. Ceterum vetera omittere ac tum, si per Marium liceret, legatos ad senatum missurum. Dein copia facta animus barbari ab amicis flexus, quos Iugurtha, cognita legatione Sullae et Manli metuens id, quod parabatur, donis corruperat.
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Nachher kam der Konsul, nicht zweifelhaft schon Sieger, wohin er am Anfang nach dem Aufbruch gestrebt hatte. Dorthin kommen fünf Tage später, an dem die Barbaren wiederum schlecht gekämpft hatten, Gesandte von Bocchus, die mit den Worten des Königs Marius baten, zwei ganz Treue zu ihm zu schicken: er will über seinen und des römischen Volkes Vorteil mit diesen sprechen. Jener befiehlt sofort Lucius Sulla und Aulus Manlius zu gehen. Obwohl diese herbeigerufen kamen, beschlossen sie dennoch, vor dem König eine Rede zu halten, um den Sinn entweder, als abgeneigten umzustimmen, oder, als begierigen nach Friede, heftiger zu entzünden. Deshalb sprach Sulla, dessen Beredsamkeit, nicht des Alters Manlius das Feld räumte, wenige Worte folgender Art: König Bocchus, es ist uns eine große Freude, wenn dich, einen solchen Mann, die Götter mahnten, dass du irgendwann lieber den Frieden als den Krieg wollen solltest und dich nicht, indem du dich, den besten, mit dem schlechtesten von allen, Jugurtha, vermischst, dich stark besudelst, zugleich nimmst du uns die herbe Notwendigkeit, gleich (auch) dich, der nur irrt, und jenen größten Verbrecher zu verfolgen. Dazu schien es dem römischen Volk schon vom ärmlichen Anfang an besser, Freunde als Sklaven zu erwerben, und man hielt es für sicherer, Willige als Gezwungene zu beherrschen. Dir aber ist keine Freundschaft günstiger als unsere, zuerst weil wir in der Ferne sind, worin das Geringste zum Ärgernis liegt, das Gefallen aber gleich ist, als wenn nahe anwesend wären; dann weil wir Gehorchende im Überfluss haben, an Freunden weder wir noch irgendeiner von allen genug hat. Und wenn dir das doch von Anfang an gefallen hätte. In der Tat hättest du vom römischen Volk bis zu dieser Zeit viel mehr Gutes empfangen, als du Übles erduldet hast. Aber da ja das meiste der menschlichen Dinge das Glück regiert, dem es natürlich gefiel, dass du sowohl die Macht als auch unseren Dank erprobtest, so eile, da es durch jenes erlaubt ist, und fahre fort, wie du begonnen hast. Vieles und Günstiges hast du, um desto leichter die Irrtümer durch die Dienste zu überbieten. Schließlich senke ich dies in dein Herz, dass das römische Volk niemals in Wohltaten übertroffen worden ist. Denn was im Krieg Einfluss hat, weißt du selbst.“ Dazu spricht Bocchus auf friedliche und wohlwollend, zugleich machte er einige Worte für sein Vergehen (entschuldigte sich): er habe nicht in feindlicher Gesinnung, sondern um sein Reich zu schützen, die Waffen ergriffen. Denn der Teil Numidiens, aus dem er Jugurtha mit Gewalt vertrieben habe, sein nach Kriegsrecht Sein geworden; dass er von Marius verwüstet wurde, habe er nicht zulassen können, außerdem sei er vorher, obwohl Gesandte nach Rom geschickt worden waren, von der Freundschaft zurückgewiesen worden. Er gibt das Alte aber auf und wird dann, wenn es durch Marius erlaubt sei, Gesandte an den Senat schicken. Darauf wurde, als ihm die Möglichkeit gegeben wurde, der Sinn des Barbaren von den Freunden umgestimmt, die Jugurtha mit Geschenken bestochen hatte, als er von der Gesandtschaft des Sulla und Manlius erfuhr, dieses fürchtend, was vorbereitet wurde.
| 103. |
Marius interea exercitu in hibernaculis composito cum expeditis cohortibus et parte equitatus proficiscitur in loca sola obsessum turrim regiam, quo Iugurtha perfugas omnis praesidium imposuerat. Tum rursus Bocchus, seu reputando quae sibi duobus proeliis venerant, seu admonitus ab aliis amicis, quos incorruptos Iugurtha reliquerat, ex omni copia necessariorum quinque delegit, quorum et fides cognita et ingenia validissima erant. Eos ad Marium ac deinde, si placeat, Romam legatos ire iubet, agendarum rerum et quocumque modo belli componendi licentiam ipsis permittit. Illi mature ad hiberna Romanorum proficiscuntur, deinde in itinere a Gaetulis latronibus circumventi spoliatique pavidi sine decore ad Sullam profugiunt, quem consul in expeditionem proficiscens pro praetore reliquerat. Eos ille non pro vanis hostibus, uti meriti erant, sed accurate ac liberaliter habuit. Qua re barbari et famam Romanorum avaritiae falsam et Sullam ob munificentiam in sese amicum rati. Nam etiam tum largitio multis ignota erat; munificus nemo putabatur nisi pariter volens; dona omnia in benignitate habebantur. Igitur quaestori mandata Bocchi patefaciunt; simul ab eo petunt, uti fautor consultorque sibi assit; copias fidem magnitudinem regis sui et alia, quae aut utilia aut benevolentiae esse credebant, oratione extollunt. Dein Sulla omnia pollicito docti, quo modo apud Marium, item apud senatum verba facerent, circiter dies quadraginta ibidem opperiuntur.
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Nachdem inzwischen das Heer in Winterlager untergebracht worden war, bricht Marius mit einsatzbereiten Kohorten und einem Teil der Reiterei in einsame Gegenden auf, um einen königlichen Turm zu belagern, wohin Jugurtha alle Überläufer als Wachposten gelegt hatte. Da wählte Bocchus wiederum, sei es durch Berechnung, was ihm durch die zwei Schlachten geraten war, sei es, weil er von anderen Freunden ermahnt worden war, die Jugurtha unverdorben zurückgelassen hatte, aus der ganzen Menge der Freunde fünf aus, deren sowohl Treue als auch Mut am kräftigsten war. Diesen befiehlt er zu Marius und darauf, wenn es gefällt, nach Rom als Gesandte zu gehen, er lässt ihnen die Freiheit, zu verhandeln und auf jede Art den Krieg zu beenden. Jene brechen rechtzeitig zum Winterlager der Römer auf. Darauf werden sie auf dem Weg von gätulischen Räubern umzingelt und ausgeplündert und flüchten verängstigt ohne Würde (Staat) zu Sulla, den der Konsul, als er zu der Untersuchung aufbrach, als Proprätor zurückgelassen hatte. Diese behandelte jener als lügenhafte Feinde, wie sie es verdient hätten, sondern korrekt und gütig, deshalb glaubten die Barbaren das Gerücht über die Habsucht der Römer sei falsch und Sulla sei wegen seiner Freigebigkeit gegen sie ihr Freund. Denn damals war vielen eine Schenkung noch unbekannt; als freigebig galt niemand, wenn er nicht in gleicher Weise wollte; alle Geschenke wurden auf Güte zurückgeführt. Er eröffnen also dem Quästor die Aufträge des Bocchus; zugleich bitten sie ihn, dass er ihnen als Gönner und Ratgeber zur Seite steht; Truppen, Treue, Größe ihres Königs und anderes, was entweder, wie sie glaubten, nützlich oder zum Wohlwollen war, heben sie in der Rede heraus. Darauf, nachdem Sulla alles versprochen hatte, wurden sie belehrt, wie sie vor Marius und ebenso vor dem Senat reden sollten, und warten ebendort ungefähr vierzig Tage.
| 104. |
Marius postquam infecto quo intenderat negotio Cirtam redit et de adventu legatorum certior factus est, illosque et Sullam [ab Utica] venire iubet, item L. Bellienum praetorem Utica, praeterea omnis undique senatorii ordinis, quibuscum mandata Bocchi cognoscit. Legatis potestas Romam eundi fit, et ab consule interea indutiae postulabantur. Ea Sullae et plerisque placuere; pauci ferocius decernunt, scilicet ignari humanarum rerum, quae fluxae et mobiles semper in adversa mutantur.
Ceterum Mauri impetratis omnibus rebus tres Romam profecti duce Cn. Octavio Rusone, qui quaestor stipendium in Africam portaverat, duo ad regem redeunt. Ex iis Bocchus cum cetera tum maxime benignitatem et studium Sullae libens accepit. Romaeque legatis eius, postquam errasse regem et Iugurthae scelere lapsum deprecati sunt, amicitiam et foedus petentibus hoc modo respondetur:
"Senatus et populus Romanus benefici et iniuriae memor esse solet. Ceterum Boccho, quoniam paenitet, delicta gratiae facit: foedus et amicitia dabuntur, cum meruerit."
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Marius kehrt nach nach Cirta zurück, nachdem er das Unternehmen, wohin er sich gewendet hatte, ausgeführt hatte, und wurde von der Ankunft der Gesandten benachrichtigt, er befiehlt jene und Sulla von Tucca, ebenso den Prätor Lucius Bellienus von Utica kommen, außerdem alle von überall, die senatorischen Standes waren, mit diesen erfährt er die Aufträge des Bocchus. Den Gesandten wurde die Gelegenheit, nach Rom zu gehen, hergestellt, inzwischen aber vom Konsul Waffenstillstand gefordert. Dieses gefiel Sulla und den meisten; wenige urteilen trotziger, offenbar unwissend menschlicher Dinge, die fließend und beweglich immer in Feindliches wechseln. Im Übrigen brechen von den Mauren nach Erlangung aller Angelegenheiten drei unter der Führung von Gnaeus Octavius Ruso, der als Quästor Sold nach Afrika gebracht hatte, nach Rom auf, zwei kehren zum König zurück. Von diesen hörte er außer dem übrigen ganz besonders von der Freigebigkeit und Bemühung Sullas freudig. Und in Rom wird seinen Gesandten, nachdem sie erbittet hatten, dass der König sich geirrt und durch das Verbrechen Jugurthas verfallen habe, auf folgende Weise geantwortet, als sie Freundschaft Bündnis erbaten: „der Senat und das römische Volk pflegen sowohl einer Wohltat als auch eines Unrechts eingedenk zu sein. Im Übrigen verzeihen sie Bocchus seinen Fehltritt, weil er es bereut: Bündnis und Freundschaft werden gegeben werden, wenn er es verdient.“
| 105. |
Quis rebus cognitis Bocchus per litteras a Mario petivit, uti Sullam ad se mitteret, cuius arbitratu communibus negotiis consuleretur. Is missus cum praesidio equitum atque [peditum] funditorum Baliarium. Praeterea iere sagittarii et cohors Paeligna cum velitaribus armis, itineris properandi causa, neque his secus atque aliis armis adversum tela hostium, quod ea levia sunt, muniti. Sed in itinere quinto denique die Volux, filius Bocchi, repente in campis patentibus cum mille non amplius equitibus sese ostendit, qui temere et effuse euntes Sullae aliisque omnibus et numerum ampliorem vero et hostilem metum efficiebant. Igitur se quisque expedire, arma atque tela temptare, intendere; timor aliquantus, sed spes amplior, quippe victoribus et adversum eos, quos saepe vicerant. Interim equites exploratum praemissi rem, uti erat, quietam nuntiant.
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Nachdem er diese Sachen erfahren hatte, bittet Bocchus Marius in einem Brief, dass er Sulla zu ihm schicken soll, damit nach dessen Ermessen über die gemeinsamen Angelegenheiten beraten wird. Dieser wurde geschickt mit einem Schutz von Reitern und balearischen Schleuderern. Außerdem gingen Bogenschützen und die Pälignakohorte mit leichten Waffen, um den Marsch zu beschleunigen, und mit diesen nicht anders als mit anderen Waffen gegen die Waffen der Feinde gerüstet, weil diese leicht sind. Auf dem Marsch aber zeigte sich endlich am fünften Tag Volux, der Sohn des Bocchus, plötzlich auf den Feldern mit nihct mehr als tausend Reitern, die, planlos und zerstreut reitend, bei Sulla und allen anderen eine größere als die Zahl in Wahrheit und eine feindliche Furcht bewirkten. Also macht sich jeder bereit, prüft Waffen und Geschosse, ist angespannt; ziemliche Angst, aber noch größere Höffnung, freilich wie bei Siegern und gegen die, welche sie oft besiegt hatten. Inzwischen melden zur Erkundung vorausgeschickte Reiter, die Lage sei, wie sie es auch war, ruhig.
| 106. |
Volux adveniens quaestorem appellat dicitque se a patre Boccho obviam illis simul et praesidio missum. Deinde eum et proximum diem sine metu coniuncti eunt. Post ubi castra locata et diei vesper erat, repente Maurus incerto vultu pavens ad Sullam accurrit dicitque sibi ex speculatoribus cognitum Iugurtham haud procul abesse. Simul, uti noctu clam secum profugeret, rogat atque hortatur. Ille animo feroci negat se totiens fusum Numidam pertimescere: virtuti suorum satis credere; etiam si certa pestis adesset, mansurum potius, quam, proditis quos ducebat, turpi fuga incertae ac forsitan post paulo morbo interiturae vitae parceret. Ceterum ab eodem monitus, uti noctu proficisceretur, consilium approbat; ac statim milites cenatos esse in castris ignisque quam creberrimos fieri, dein prima vigilia silentio egredi iubet.
Iamque nocturno itinere fessis omnibus Sulla pariter cum ortu solis castra metabatur, cum equites Mauri nuntiant Iugurtham circiter duum milium intervallo ante consedisse. Quod postquam auditum est, tum vero ingens metus nostros invadit; credere se proditos a Voluce et insidiis circumventos. Ac fuere qui dicerent manu vindicandum neque apud illum tantum scelus inultum relinquendum.
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Volux kommt heran, spricht den Quästor an und sagt, er sei von seinem Vater Bocchus jenen entgegen und zum Schutz geschickt worden. Später, als das Lager aufgeschlagen und der Abend des Tages war, eilt plötzlich der Maure mit zweifelhaftem Gesicht zitternd zu Sulla und sagt, er habe von den Spähern erfahren, dass Jugurtha nicht weit entfernt sei. Zugleich bittet und mahnt er ihn, dass er nachts heimlich mit ihm fliehen solle. Jener verneint mit trotzigem Mut, dass er den so oft geworfenen Numider fürchte: er glaube genug an die Tapferkeit der Seinen; auch wenn das sichere Verderben da wäre, würde er lieber bleiben, als unter Verrat an denen, die er führte, in hässlicher Flucht ein Leben zu schonen, das unsicher und vielleicht wenig später durch Krankheit zugrunde gehen würde. Von demselben aber aufgefordert, dass sie nachts aufbrechen sollten, stimmt er dem Plan zu; und befiehlt sofort den Soldaten, zu speisen, im Lager möglichst zahlreiche Feuer zu machen, darauf in der ersten Nachtwache unter Schweigen herauszugehen. Und schon, nachdem alle durch den nächtlichen Marsch ermattet waren, maß Sulla zugleich mit dem Aufgang der Sonne das Lager ab, als maurische Reiter melden, Jugurtha habe sich in einem Zwischenraum von etwa zwei Tausend Schritten ( 3km ) vor diesen niedergelassen. Nachdem dieses gehört wurde, da befiel aber die Unseren eine ungeheure Angst; sie glaubten, sie seien von Volux verraten und mit Hinterhalt umzingelt worden. Und es gab (Leute), die sagten, er sei mit Gewalt zu strafen und man dürfe bei jenem ein so großes Verbrechen nicht ungerecht lassen.
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At Sulla, quamquam eadem existimabat, tamen ab iniuria Maurum prohibet. Suos hortatur, uti fortem animum gererent: saepe antea a paucis strenuis adversum multitudinem bene pugnatum; quanto sibi in proelio minus pepercissent, tanto tutiores fore; nec quemquam decere, qui manus armaverit, ab inermis pedibus auxilium petere, in maximo metu nudum et caecum corpus ad hostis vertere.
Dein Volucem, quoniam hostilia faceret, Iovem maximum obtestatus, ut sceleris atque perfidiae Bocchi testis adesset, ex castris abire iubet. Ille lacrimans orare, ne ea crederet: nihil dolo factum, ac magis calliditate Iugurthae, cui videlicet speculanti iter suum cognitum esset. Ceterum quoniam neque ingentem multitudinem haberet et spes opesque eius ex patre suo penderent, credere illum nihil palam ausurum, cum ipse filius testis adesset. Qua re optimum factu videri per media eius castra palam transire; sese vel praemissis vel ibidem relictis Mauris solum cum Sulla iturum.
Ea res, uti in tali negotio, probata; ac statim profecti, quia de improviso acciderant, dubio atque haesitante Iugurtha incolumes transeunt. Deinde paucis diebus, quo ire intenderant, perventum est..
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Aber Sulla, obwohl er dasselbe glaubte, schützt dennoch den Mauren vor Unrecht. Er ermahnt die Seinen, sie sollten tapferen Mut haben: oft sei früher von wenigen Tatkräftigen gegen eine Menge gut gekämpft worden; je weniger sie sich im Kampf schonten, umso sicherer wären sie; und es gehöre sich nicht, dass irgendjemand, der die Hände bewaffnet habe, bei den unbewaffneten Füßen Hilfe suche, in der größten Furcht den nackten und blinden Körper dem Feind zuwende. Darauf befiehlt er Volux, weil er ja Feindliches täte, nachdem er den höchsten Jupiter angefleht hatte, dass er als Zeuge des Verbrechens und der Treulosigkeit des Bocchus da sein solle, aus dem Lager zu gehen. Jener bittet weinend, er solle das nicht glauben: nichts sei durch List gemacht worden, sondern mehr durch die Schlauheit Jugurthas, der offenbar, indem er ihn ausspähte, ihren Weg erfahren habe. Im Übrigen glaube er, da er ja keine riesige Menge habe und seine Hoffnungen und Macht von seinem Vater abhingen, jener werde nichts öffentlich wagen, da der Sohn selber als Zeuge da sei. Darum scheine es ihm das Beste zu sein, öffentlich mitten durch sein Lager zu gehen; er werde alleine mit Sulla gehen, nachdem man die Mauren vorausgeschickt oder ebendort zurückgelassen habe. Diese Sache wurde, wie in einer solchen Angelegenheit, gebilligt; und sofort brachen sie auf und, da Jugurtha im Zweifel war und zögerte, weil es unvorhergesehen geschehen war, gehen sie unversehrt durch. Darauf kam man in wenigen Tagen (dort) an, wohin zu gehen sie gestrebt haben.
| 108. |
Ibi cum Boccho Numida quidam Aspar nomine multum et familiariter agebat, praemissus ab Iugurtha, postquam Sullam accitum audierat, orator et subdole speculatum Bocchi consilia; praeterea Dabar, Massugradae filius, ex gente Masinissae, ceterum materno genere impar — nam pater eius ex concubina ortus erat —, Mauro ob ingeni multa bona carus acceptusque. Quem Bocchus fidum esse Romanis multis ante tempestatibus expertus ilico ad Sullam nuntiatum mittit: paratum sese facere quae populus Romanus vellet; colloquio diem locum tempus ipse deligeret, neu Iugurthae legatum pertimesceret; consulto sese omnia cum illo integra habere, quo res communis licentius gereretur; nam ab insidiis eius aliter caveri nequivisse.
Sed ego comperior Bocchum magis Punica fide quam ob ea, quae praedicabat, simul Romanos et Numidam spe pacis attinuisse multumque cum animo suo volvere solitum, Iugurtham Romanis an illi Sullam traderet; libidinem adversum nos, metum pro nobis suasisse.
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Dort verhandelte ein gewisser Numider, mit dem Namen Aspar, vieles und freundschaftlich mit Bocchus, von Jugurtha vorausgeschickt, nachdem er gehört hatte, dass Sulla herbeigerufen worden sei, als Redner und um Bocchus´Pläne hinterlistig auszuspähen; außerdem war da Dabar, der Sohn des Massugrada, aus dem Geschlecht des Masinissa, im Übrigen von der Abstammung nicht ebenbürtig – denn dessen Vater stammte von einer Beischläferin ab -, dem Mauren wegen des vielen und des guten des Talentes lieb und angenehm. Den schickt Bocchus, der bei vielen Zeitlagen vorher erprobt hatte, dass er den Römern treu war, sogleich an Sulla, um zu melden: er sei bereit zu tun, was das römische Volk wolle; Tag, Ort und Zeitpunkt für das Gespräch solle er selber wählen und er möge den Gesandten Jugurthas nicht fürchten; mit Absicht lasse er alles mit jenem unberührt, damit die gemeinsamen Angelegenheiten freier geführt werden könnten; denn er habe sich nicht anders vor seinem Hinterhalt hüten können. Aber ich habe erfahren, dass Bocchus mehr aus punischer Treue als wegen das, was er laut verkündete, zugleich die Römer und den Numider mit der Hoffnung auf Frieden festgehalten habe und dass er viel in seinem Sinn zu wälzen pflegte, ob er Jugurtha den Römern oder jenem Sulla übergeben solle; seine Begierde habe gegen uns, die Furcht für uns geraten.
| 109. |
Igitur Sulla respondit se pauca coram Aspare locuturum, cetera occulte nullo aut quam paucissimis praesentibus. Simul edocet, quae sibi responderentur. Postquam, sicuti voluerat, congressi, dicit se missum a consule venisse quaesitum ab eo, pacem an bellum agitaturus foret. Tum rex, uti praeceptum fuerat, post diem decimum redire iubet, ac nihil etiam nunc decrevisse, sed illo die reponsurum. Deinde ambo in sua castra digressi. Sed ubi plerumque noctis processit, Sulla a Boccho occulte accersitur. Ab utroque tantummodo fidi interpretes adhibentur, praeterea Dabar internuntius, sanctus vir et ex sententia ambobus. Ac statim sic rex incipit:
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Also antwortet Sulla, er werde weniges vor Aspar sprechen, das Übrige geheim in Gegenwart vor keinem oder möglichst wenigen. Zugleich belehrt er, was ihm geantwortet werden solle. Nachdem sie, wie er gewollt hatte, zusammengekommen waren, sagt er, er sei, geschickt vom Konsul, gekommen, um ihn zu fragen, ob er Frieden oder Krieg führen wolle. Da befiehlt ihm der König, wie die Weisung gewesen war, nach zehn Tagen zurückzukehren, und er habe jetzt noch nichts beschlossen, sondern werde an jenem Tag antworten. Darauf gehen beide in ihre Lager weg. Als aber der größte Teil der Nacht vorangeschritten war, wird Sulla von Bocchus heimlich herbeigerufen; von beiden werden nur zuverlässige Übersetzer hinzugezogen, außerdem Dabar als Vermittler, ein ehrwürdiger Mann und beiden nach Wunsch. Und sofort beginnt der König so:
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"Numquam ego ratus sum fore, uti rex maximus in hac terra et omnium, quos novi, privato homini gratiam deberem. Et mehercule, Sulla, ante te cognitum multis orantibus, aliis ultro egomet opem tuli, nullius indiguus. Id imminutum, quod ceteri dolere solent, ego laetor. Fuerit mihi eguisse aliquando pretium tuae amicitiae, qua apud meum animum nihil carius est. Id adeo experiri licet. Arma viros pecuniam, postremo quicquid animo libet, sume utere, et, quoad vives, numquam tibi redditam gratiam putaveris: semper apud me integra erit; denique nihil me sciente frustra voles. Nam, ut ego aestimo, regem armis quam munificentia vince minus flagitiosum est. Ceterum de re publica vestra, cuius curator huc missus es, paucis accipe. Bellum ego populo Romano neque feci neque factum umquam volui; at finis meos adversum armatos armis tutatus sum. Id omitto, quando vobis ita placet. Gerite quod vultis cum Iugurtha bellum. Ego flumen Muluccham, quod inter me et Micipsam fuit, non egrediar neque id intrare Iugurtham sinam. Praeterea si quid meque vobisque dignum petiveris, haud repulsus abibis."
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Niemals hätte ich geglaubt, dass es geschehen würde, dass ich, der größte König auf dieser Erde und von allen, die ich kennen gelernt habe, einem Privatmann Dank schuldete. Und beim Herkules, Sulla, bevor ich dich kennen gelernt habe, habe ich vielen auf ihre Bitten, anderen von selbst Hilfe gebracht, keines bedürftig. Dass dieses gemindert wurde, worüber die übrigen Schmerz zu empfinden pflegen, freue ich mich: es soll mir einst bedürftig gewesen zu sein der Preis sein für deine Freundschaft, wo es nichts Kostbareres in meinem Herzen gibt. Dieses ist dir so sehr erlaubt zu erproben. Waffen, Männer, Geld, schließlich was auch immer dem Herzen beliebt ist, das nimm, gebrauche es, und so lange du leben wirst, wirst du glauben, dass ich dir niemals Dank erwidert habe: immer wird er bei mir unberührt sein; schließlich wirst du nichts vergeblich wollen, wenn ich es weiß. Denn, wie ich meine, ist es weniger schändlich, dass ein König durch Waffen als durch Freigebigkeit besiegt wird. Im Übrigen höre in wenigen Worten über euer Gemeinwesen, als dessen Verwalter du hierher geschickt worden bist. Krieg habe ich mit dem römischen Volk weder angefangen noch jemals gewollt, dass er angefangen würde; aber mein Gebiet habe ich gegen Bewaffnete mit Waffen geschützt. Das gebe ich auf, weil es euch so gefällt. Führt den Krieg mit Jugurtha, den ihr wollt. Ich werde den Fluss Mulucccha, der zwischen mir und Micipsa war, nicht überschreiten und werde Jurgutha nicht den betreten lassen. Wenn du außerdem mich um irgendetwas bittest, was meiner und eurer würdig ist, wirst du nicht zurückgewiesen weggehen.“
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Ad ea Sulla pro se breviter et modice, de pace et communibus rebus multis disseruit. Denique regi patefacit, quod polliceatur, senatum et populum Romanum, quoniam armis amplius valuissent, non in gratiam habituros; faciendum ei aliquid, quod illorum magis quam sua rettulisse videretur. Id adeo in promptu esse, quoniam copiam Iugurthae haberet. Quem si Romanis tradidisset, fore ut illi plurimum deberetur; amicitiam foedus Numidiae partem, quam nunc peteret, tum ultro adventuram. Rex primo negitare: cognationem, affinitatem, praeterea foedus intervenisse; ad hoc metuere, ne fluxa fide usus popularium animos averteret, quis et Iugurtha carus et Romani invisi erant. Denique saepius fatigatus lenitur et ex voluntate Sullae omnia se facturum promittit. Ceterum ad simulandam pacem, cuius Numida defessus bello avidissimus erat, quae utilia visa constituunt. Ita composito dolo digrediuntur.
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Darauf erörterte Sulla in eigener Sache kurz und maßvoll, über Frieden und die gemeinsamen Angelegenheiten mit vielen (Worten), schließlich offenbarte er dem König, was er verspreche, werde der Senat und das römische Volk, da sie ja mit den Waffen noch mehr Einfluss gehabt hätten, nicht dankbar sein werden; er müsse etwas tun, was jenen mehr daran gelegen scheine als ihm. Bis dahin stehe das zur Verfügung, da er ja die Macht über Jugurtha habe. Wenn er diesen den Römern übergebe, wird es künftig sein, dass jenem am meisten geschuldet werde; Freundschaft, Bündnis, der Teil von Numidien, den er jetzt erstrebe, würden dann von selbst kommen. Der König weigert sich zuerst standhaft: Verwandtschaft, Verschwägerung, außerdem ein Bündnis sind dazwischen gekommen; dazu fürchtete er, dass er, wenn er eine schwankende Treue übe, die Gemüter der Mitbürger abweise, denen sowohl Jugurtha lieb war als auch die Römer verhasst waren. Schließlich wird er, öfter heimgesucht, weich und verspricht, alles nach dem Willen Sullas zu tun. Im Übrigen setzen sie fest, was nützlich schien, um den Frieden vorzutäuschen, nach dem der Numider, vom Krieg erschöpft, sehr begierig war. So trennen sie sich, nachdem die List ausgedacht worden war.
| 112. |
At rex postero die Asparem, Iugurthae legatum, appellat dicitque sibi per Dabarem ex Sulla cognitum posse condicionibus bellum poni: quam ob rem regis sui sententiam exquireret. Ille laetus in castra Iugurthae proficiscitur. Deinde ab illo cuncta edoctus properato itinere post diem octavum redit ad Bocchum et ei nuntiat Iugurtham cupere omnia quae imperarentur facere, sed Mario parum confidere; saepe antea cum imperatoribus Romanis pacem conventam frustra fuisse. Ceterum Bocchus si ambobus consultum et ratam pacem vellet, daret operam, ut una ab omnibus quasi de pace in colloquium veniretur, ibique sibi Sullam traderet. Cum talem virum in potestatem habuisset, tum fore uti iussu senatus aut populi foedus fieret; neque hominem nobilem non sua ignavia sed ob rem publicam in hostium potestate relictum iri.
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Aber am nächsten Tag spricht der König Aspar, den Gesandten des Jugurtha, an und sagt, er habe durch Dabar von Sulla erfahren, dass der Krieg unter Bedingungen beigelegt werden könne: deshalb soll er die Meinung seines Königs erforschen. Jener bricht froh zum Lager Jugurthas auf. Darauf wird er von jenem in allem belehrt, kehrt in eiliger Reise nach acht Tagen zu Bocchus zurück und meldet diesem, dass Jugurtha begehre alles zu tun, was befohlen wurde, aber vertraue Marius zu wenig; oft sei früher mit römischen Feldherrn abgemachter Frieden vergeblich gewesen. Wenn im Übrigen Bocchus für beide gesorgt habe und einen sicheren Frieden wolle, soll er sich Mühe geben, dass alle zusammen gleich wie zu einer Friedensverhandlung kommen und dort soll er ihm Sulla übergeben. Wenn er einen solchen Mann in seine Gewalt bekomme, werde es geschehen, dass dann auf Befehl des Senates oder Volkes ein Bündnis geschlossen würde; und ein adliger Mensch, nicht durch seine Feigheit, sondern des Gemeinwesens wegen in der Gewalt der Feinde, werde nicht zurückgelassen werden.
| 113. |
Haec Maurus secum ipse diu volvens tandem promisit; ceterum dolo an vere cunctatus, parum comperimus. Sed plerumque regiae voluntates ut vehementes sic mobiles, saepe ipsae sibi adversae. Postea tempore et loco constituto, in colloquium uti de pace veniretur, Bocchus Sullam modo, modo Iugurthae legatum appellare, benigne habere, idem ambobus polliceri. Illi pariter laeti ac spei bonae pleni esse. Sed nocte ea, quae proxima fuit ante diem colloquio decretum, Maurus adhibitis amicis ac statim immutata voluntate remotis ceteris dicitur secum ipse multum agitavisse, vultu colore motu corporis pariter atque animo varius; quae scilicet ita tacente ipso occulta pectoris patefecisse. Tamen postremo Sullam accersi iubet et ex illius sententia Numidae insidias tendit.
Deinde ubi dies advenit et ei nuntiatum est Iugurtham haud procul abesse, cum paucis amicis et quaestore nostro quasi obvius honoris causa procedit in tumulum facillimum visu insidiantibus. Eodem Numida cum plerisque necessariis suis inermis, uti dictum erat, accedit, ac statim signo dato undique simul ex insidiis invaditur. Ceteri obtruncati, Iugurtha Sullae vinctus traditur et ab eo ad Marium deductus est.
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Das überlegte der Maure lange bei sich und versprach es schließlich; im Übrigen habe ich wenig erfahren, ob aus List oder in Wahrheit zögernd. Aber meistens sind königliche Wünsche wie so auch unbeständig, oft selber sich entgegengesetzt. Nachdem später Zeitpunkt und Ort festgesetzt waren, um über den Frieden ins Gespräch zu kommen, redet Bocchus Sulla bald, bald den Gesandten Jugurthas an, behandelt sie freundlich, verspricht beiden dasselbe. Jene sind gleich froh und voll guter Hoffnung. In dieser Nacht aber, die am nächsten war vor dem zur Verhandlung bestimmten Tag, soll der Maure, nachdem er seine Freunde herangezogen hatte, die Übrigen aber sofort nach einer Willensänderung wieder entfernt hatte, mit sich selbst viel überlegt haben, im Gesichtsausdruck und in den Augen gleicherweise wie in seinem Gemüt verschieden; was selbstverständlich so, obwohl er selbst schwieg, die Geheimnisse seines Herzens offengelegt habe. Dennoch befiehlt er schließlich, dass Sulla herbeigerufen wird und lauert nach dem Wunsch von jenem dem Numider auf. Darauf, sobald der Tag herangekommen und diesem gemeldet worden war, dass Jugurtha nicht weit entfernt sei, rückt er mit wenigen Freunden und unserem Quästor gleich wie gefällig der Ehre auf einen Hügel vor, der sehr leicht für die Auflauernden zu sehen war. Eben dorthin geht der Numider mit seinen meisten Angehörigen heran, unbewaffnet, wie gesagt worden war, und sofort wird er auf ein gegebenes Zeichen hin von allen Seiten zugleich aus dem Hinterhalt angegriffen. Die Übrigen wurden niedergemetzelt, Jugurtha wird Sulla gefesselt übergeben und wurde von diesem zu Marius hingeführt.
| 114. |
Per idem tempus adversum Gallos ab ducibus nostris Q. Caepione et Cn. Manlio male pugnatum. Quo metu Italia omnis contremuerat. Illincque [et inde] usque ad nostram memoriam Romani sic habuere, alia omnia virtuti suae prona esse, cum Gallis pro salute, non pro gloria certare. Sed postquam bellum in Numidia confectum et Iugurtham Romam vinctum adduci nuntiatum est, Marius consul absens factus est, et ei decreta provincia Gallia, isque Kalendis Ianuariis magna gloria consul triumphavit. Et ea tempestate spes atque opes civitatis in illo sitae.
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Zur selben Zeit wurde von unseren Führern Quintus Caepio und Gnaeus Mallius gegen die Gallier schlecht gekämpft. Unter dieser Furcht hatte ganz Italien heftig gezittert. Die Römer, jene von dort und bis in unsere Zeit, glaubten es so, dass alles andere ihrer Tapferkeit geneigt sei, dass man mit den Galliern um das Leben, nicht um den Ruhm stritte. Nachdem aber der Krieg in Numidien beendet und gemeldet worden war, dass Jugurtha gefesselt nach Rom hingeführt werde, wurde Marius in seiner Abwesenheit zum Konsul gewählt und diesem die Provinz Gallien zugesprochen, und dieser triumphierte am ersten Januar mit großem Ruhm als Konsul. Und zu dieser Zeit lagen Hoffnung und Macht des Staates in jenem.
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Imperator |
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