Übersetzungen - Ovid
Ovid - Fasti - liber quintus - Deutsche Übersetzung
02.05.2013 - 19:57

Ovid Fasti V



[545-598] 12. Mai


Anmerkungen und Hilfen zur Übersetzung



Verse 545-598 - 12. Mai


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Sed quid et Orion et cetera sidera mundo
cedere festinant, noxque coartat iter?
Quid solito citius liquido iubar aequore tollit
candida, Lucifero praeveniente, dies?
fallor, an arma sonant? non fallimur, arma sonabant:
Mars venit et veniens bellica signa dedit.
Ultor ad ipse suos caelo descendit honores
templaque in Augusto conspicienda foro.
et deus est ingens et opus: debebat in urbe
non aliter nati Mars habitare sui.
Digna Giganteis haec sunt delubra tropaeis:
hinc fera Gradivum bella movere decet,
seu quis ab Eoo nos impius orbe lacesset,
seu quis ab occiduo sole domandus erit.
Perspicit Armipotens operis fastigia summi
et probat invictas summa tenere deas;
perspicit in foribus diversae tela figurae,
armaque terrarum milite victa suo.
Hinc videt Aenean oneratum pondere caro
et tot Iuleae nobilitatis avos;
hinc videt Iliaden umeris ducis arma ferentem,
claraque dispositis acta subesse viris.
Spectat et Augusto praetextum nomine templum,
et visum lecto Caesare maius opus.
Voverat hoc iuvenis tum, cum pia sustulit arma:
a tantis princeps incipiendus erat.
Ille manus tendens, hinc stanti milite iusto,
hinc coniuratis, talia dicta dedit:
'si mihi bellandi pater est Vestaeque sacerdos
auctor, et ulcisci numen utrumque paro,
Mars, ades et satia scelerato sanguine ferrum,
stetque favor causa pro meliore tuus.
Templa feres et, me victore, vocaberis Ultor.'
voverat, et fuso laetus ab hoste redit.
nec satis est meruisse semel cognomina Marti:
Persequitur Parthi signa retenta manu.
Gens fuit et campis et equis et tuta sagittis
et circumfusis invia fluminibus;
addiderant animos Crassorum funera genti,
cum periit miles signaque duxque simul.
Signa, decus belli, Parthus Romana tenebat,
Romanaeque aquilae signifer hostis erat;
Isque pudor mansisset adhuc, nisi fortibus armis
Caesaris Ausoniae protegerentur opes.
Ille notas veteres et longi dedecus aevi
sustulit: agnorunt signa recepta suos.
Quid tibi nunc solitae mitti post terga sagittae,
quid loca, quid rapidi profuit usus equi?
Parthe, refers aquilas, victos quoque porrigis arcus:
Pignora iam nostri nulla pudoris habes.
Rite deo templumque datum nomenque bis ulto,
et meritus voti debita solvit honor.
Sollemnes ludos Circo celebrate, Quirites:
non visa est fortem scaena decere deum.



Aber was beeilen sich sowohl Orion als auch die übrigen Gestirne, der Welt zu weichen, und warum kürzt die Nacht ihren weg ab?
Warum hebt unter dem Vorboten Lucifer der helle Tag sein strahlendes Licht aus dem Meer schneller als gewohnt empor?
Täusche ich mich, oder ertönen Waffen? Ich täusche mich nicht, sie ertönen:
Mars kommt und im Kommen überbringt er die Kriegszeichen.
Der Rächer selbst steigt vom Himmel hinab, um die ihm geltenden Ehrenbezeigungen und seinen Tempel auf dem augusteischen Forum anzuschauen.
Sowohl der Gott als auch sein Gebäude sind gewaltig: Nicht anders sollte Mars in der Stadt seines Sohnes hausen.
Dieses Heiligtum ist der Trophäen von Giganten würdig:
Für den Voranschreitenden schickt es sich, von hier die Kriege in Gang zu setzen, ob nun irgendein Gottloser aus dem Osten uns angreifen, oder irgendwer aus dem Westen zu bezwingen sein wird.
Der Waffenmächtige sieht sich die Dachspitze seines Bauwerks an und ist damit zufrieden, dass unbesiegte Göttinnen die höchsten Stellen innehaben; er mustert an den Türen Waffen verschiedener Gattung, und die durch seine Soldaten besiegten Rüstungen der Länder.
Auf dieser Seite sieht er Aeneas mit seiner werten Last beladen und so viele Ahnen des julischen Adels; auf jener Romulus, wie er die Waffen des Führers auf seiner Schulter trägt, und wie sich unter den der Reihe nach geordneten Helden nach ihre Ruhmestaten befinden.
Auch sieht er, dass das der Tempel vorn mit dem Namen Augustus beschriftet ist, und nach dem Lesen des Namens Caesar erscheint ihm das Gebäude noch größer.
Als junger Mann hatte Augustus diesen damals versprochen, als er aus Pflichtbewusstsein die Waffen ergriff: Bei so großen Dingen musste er als Princeps anfangen.
Jener streckte seine Hände aus – hier standen die rechtschaffenen Soldaten, dort die sich verschworen habenden – und sprach solche Worte:
„Wenn mein Vater, der Priester der Vesta, mir Veranlassung dazu gibt, Krieg zu führen, und ich mich anschicke, beide Gottheiten zu rächen, dann Mars, steh mir bei und sättige das Schwert mit gottlosem Blut, und deine Gunst stehe auf Seiten der besseren Sache.
Du wirst einen Tempel erhalten und Rächer genannt werden, wenn ich siegreich bin.“
Er hatte es versprochen, und kehrte fröhlich vom niedergestreckten Feind zurück.
Aber es genügt ihm nicht, für Mars nur einmal den Beinamen verdient zu haben: Er ging den von Partherhand zurückbehaltenen Feldzeichen nach. Ihr Volk war durch Ebenen, durch Pferde und Pfeile sicher, und aufgrund von ringsum fließenden Flüssen unzugänglich; der Tod der Crassi hatte dem Volk Mut eingeflößt, damals, als Soldaten, Banner und der Führer zugleich verloren gingen.
Römische Feldzeichen, ein Kriegssymbol der Ehre, hielt der Parther in Besitz, und Träger des römischen Adlers war ein Feind.
Diese Scham wäre es bis heute geblieben, wenn die ausonische Macht nicht durch Caesars Waffen verteidigt worden wäre.
Jener beseitigte den alten Schandfleck und Unehre einer langen Zeit: die zurückerlangten Feldzeichen erkannten die Ihrigen wieder.
Was haben dir jetzt die Pfeile genützt, die ihr üblicherweise nach eurer Flucht abfeuert, was die Gegend, was der Einsatz rasenden schnellen Pferdes?
Parther, du gibst die Adler zurück, auch deine besiegten Bögen reichst du dar:
Jetzt hast du keine Beweise mehr für unsere Schande.
Rechtmäßig hat der Gott, der uns zweimal gerächt, Tempel und Ehrentitel erhalten, und die verdiente Ehrung erfüllte die Verpflichtung des Gelübdes.
Feiert die festlichen Spiele im Circus, Quiriten:
Die Bühne schien dem mächtigen Gott nicht wohlanzustehen.




Anmerkungen und Hilfen zur Übersetzung


(547)
solito : von solitum „das Gewohnte”; hier Ablativus comparationis

(548)
Lucifero praeveniente : Abl. abs. „indem / wenn Lucifer zuvorkommt“; Lucifer (wörtlich aus dem griech. φωςφορος übernommen), der Morgenstern, ist das hellste bei Sonnenaufgang noch sichtbare Gestirn; in der röm. Mythologie wurde der Morgenstern zugleich als Gott personifiziert. Fälschlicherweise hielt man in der Antike zunächst nur den Planeten Venus für den Morgenstern, in Wahrheit nehmen allerdings auch andere Planeten aufgrund ihrer Umlaufbahnen die Funktion des Morgensterns ein.

(551-552)
Ultor ad ipse suos caelo descendit honores
templaque in Augusto conspicienda foro
: disp. Ultor ipse caelo descendit ad honores
templaque conspicienda in Augusto foro
; der Beiname Ultor wurde dem Mars für dessen „Mithilfe” bei der Rache an den Caesarmördern gegeben.

(553)
debebat : Modusdiskrepanz zum Deutschen; während der Lateiner bei Ausdrücken des Müssen, Dürfens etc. bei Annahmen den Indikativ verwendet, greift der Deutsche regulär zum Irrealis. Bei solchen Ausdrücken entspricht ein lat. Imperfekt selten – wie an dieser Stelle – einem dt. Konj. Praeteritum (Irrealis der Gegenwart), gewöhnlich entspricht er einem dt. Konj. Plusquamperfekt (Irrealis der Vergangenheit).

(557)
ab Eoo […] orbe : „aus dem Morgenland“ [ = „Osten“]; Eos (Aurora) ist die Göttin der Morgenröte

(558)
ab occiduo sole : „von der untergehenden Sonne her“ [ = „Westen“]

(559)
operis fastigia summi : das Adjektiv summi ist partitiv zu verstehen „die Spitzen (fastigia) des höchsten Teils [ = Daches] des Gebäudes“

(562)
armaque terrarum […] victa : ἐναλλαγή, grammatisch ist victa zwar auf arma bezogen, inhaltlich aber auf terrarum
milite […] suo : generalisierender Singular

(566)
dispositis […] viris : Dativ, abhängig von subesse

(570)
a tantis : Verben des Anfangens im lat. mit Abl. des örtl. Ausgangspunktes

(571-572)
hinc stanti milite iusto / hinc coniuratis : Ablativi absoluti; stanti milite ist sinngemäß auch zu coniuratis zu ergänzen, allerdings im Plural [stanti milite wird in zwei syntaktisch ungleichen Verbindungen (Singular – Plural) gemeinsam verwendet; Inkonzinnität, Syllepse, Zeugma]

(573)
pater est Vestaeque sacerdos : als pontifex maximus hatte Caesar die Aufsicht über die sakralen Angelegenheiten inne, und zwar insbesondere über den Vestakult

(576)
stetque […] causa pro meliore : idiomatisch „auf Seiten der besseren Sache stehen”

(577)
me victore : nominaler Abl. abs.

(581)
Gens : sc. Parthorum

(582)
circumfusis : medial und resultativ

(588)
protegerentur : Wenn das Zeitverhältnis klar ist, steht in irrealen Konditionalgefügen der Konj. Imp. anstelle des Konj. Plusquamperf.

(590)
agnorunt : [ = agnoverunt]

(591)
post terga : „hinter die Rücken“; terga kann man hier auch metonymisch für Flucht interpretieren, weil man beim Fliehen dem Gegner den Rücken zuwendet; cf. Verg. georg. 3, 31 fidentemque fuga Parthum versisque sagittis

(598)
non visa est fortem scaena decere deum : disp. scaena fortem deum decere non visa est




Imperator


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