Lateinische Verben, die im Passiv stehen, haben neben einer
passiven häufig auch eine
reflexive oder
intransitive Bedeutung (
fundere : gießen;
fundi : sich ergießen, fließen). Man spricht in einem solchen Fall von einer
medialen Bedeutung respektive von einer
mediopassiven Verbformen.
In vielen indogermanischen Sprachen, wie dem (Alt-)griechischen, gibt bzw. gab es neben dem Aktiv und Passiv ein drittes
Genus verbi mit eigenen Formen, nämlich das Medium. Dieses hat zumeist reflexive Bedeutung oder drückt aus, das etwas im eigenen Interesse geschieht. Im Lateinischen sind die medialen und die passiven Bedeutungen in dem Genus verbi
Passiv vereinigt.
Das
mediale lateinische Passiv steht analog zu einer reflexiven Konstruktion mit aktivem Verb. Für den Lateiner liegt bei der ersterem wohl der Fokus auf der Person oder Sache, bei letzterem auf der Verbalhandlung. Im Deutschen ist kein Unterschied erkennbar. Verben, die in ihrer passiven Form sowohl passivische als auch mediale Bedeutung haben können, werden als
Mediopassiva bezeichnet. Sie vereinigen zwei Diathesen in einer einzigen morphologischen Realisation.
Das Medium ist im Lateinischen vor allem in den Deponenzien sichtbar. Viele Deponenzien haben eine (ursprünglich) reflexive Bedeutung (niti sich stemmen; vesci sich ernähren;. Daher ist es unscharf zu sagen, Deponenzien seien Verben, die zwar morphologisch passivisch, aber semantisch aktivisch seien; vielmehr sind Deponenzien mediale Verben, die sich partiell zu aktiven Transitiva entwickelt haben.