In der Grammatik wird unter dem Begriff Syntax (von griechisch σύνταξις "Zusammenstellung, Anordnung") die Satzlehre - oder anders ausgedrückt - die Lehre vom Satzbau verstanden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten und Modelle, nach denen man einen Satz "bauen" bzw. analysieren kann.
Die klassische Einteilung eines Satzes erfolgt über Satzglieder. Unter Satzgliedern sind syntaktische (auf den Satzbau bezogene) Einheiten zu verstehen, die zusammen das ihnen übergeordnete System "Satz" bilden. Diese syntaktischen Einheiten können aus einem Wort oder einer Wortgruppe (z. B. Präposition + Substantiv) bestehen. Jedem Typ von Satzglied kommt eine gesonderte syntaktische Funktion innerhalb eines Satzes zu. Satzglieder definieren sich also über ihre Funktion im Satz und nicht über ihre Bedeutung.
Man unterscheidet zwischen folgenden Satzgliedern[1] (syntaktischen Funktionen):
Subjekt | Handlungsträger | Gregor angelt. | Prädikat | Handlung | Gregor angelt. | Objekt | Handlungsgegenstand | Gregor angelt Fische. | Adverbial | Handlungsumstand | Gregor angelt Fische am See. | Attribut | Ergänzung zu Substantiv | Gregor angelt große Fische am See. | Prädikativ | Ergänzung des Prädikats | Gregor angelt eifrig große Fische am See. |
Der Begriff "syntaktische Funktion" darf nicht mit dem Begriff "syntaktische Kategorie" (Wortart) verwechselt werden. So werden häufig Adverbial (syntaktische Funktion) und Adverb (syntaktische Kategorie) über einen Kamm geschert. Zwar kann ein Adverb die syntaktische Funktion eines Adverbials (adverbiale Bestimmung) haben, allerdings auch die eines Prädikatsnomens. Deswegen ist es falsch, die Korrelation Adverb ↔ Adverbial aufzustellen. Genauso ist ein Verb nicht immer automatisch ein Prädikat, denn ein Infinitiv kann z. B. auch Subjekt oder Objekt sein. Die folgende Tabelle gibt Aufschluss über die Beziehungen von syntaktischen Kategorien und Funktionen.
Wortart | Deutsch | Latein | syntaktische Funktion | Adjektiv | süßer Wein
Wein ist süß.
Wir kehren traurig nach Hause zurück. | vinum dulce
Vinum dulce est.
Nos tristes domum redeunt. | Attribut
Prädikatsnomen
Prädikativ | Adverb | schnell ein Buch senden
Du warst zugegen. | librum celeriter mittere
Tu praesto fuisti. | Adverbial
Prädikatsnomen |
Substantiv | | | | 1. im Nominativ | Die Führer kämpfen für den Sieg.
Jener gilt als Tyrann.
Caesar kam als Freund. | Duces pro victoria pugnant.
Ille putatur tyrannus.
Caesar amicus venit. | Subjekt
Prädikatsnomen
Prädikativ | 2. im Genitiv | Der Tempel des Juppiter ist schön.
Die Soldaten gedachten ihres Feldherrn.
Bist du des Wahnsinns? | Templum Iovis pulchrum est.
Milites sui imperatoris meminerant.
Esne insaniae? | Attribut
Objekt
Prädikatsnomen | 3. im Dativ | Rufus antwortet dem Sohn.
Mir ist Muße. | Rufus filio respondet.
Mihi est otium. | Objekt
Prädikatsnomen | 4. im Akkusativ | Cato sah den Adlerträger.
Ich reise nach Germanien | Cato aquiliferum vidit.
In Germaniam proficiscor. | Objekt
Adverbial | 5. im Ablativ[2] | Er liegt unter einem Baum.
Sie missbrauchen das Gesetz.
Dem Carbo wurde ein Mensch von einzigartier Faulheit zuteil. | Sub arbore iacet.
Lege male utuntur.
Carboni obtigit homo singulari inertia. | Adverbial
Objekt
Attribut |
Verb | Bären lieben Honig.
Zu sündigen, ist niemals nützlich.
Ich will dich sehen. | Ursae mel amant.
Numquam utile est peccare.
Volo te videre. | Prädikat
Subjekt
Objekt |
[1] Streng genommen gelten nur Subjekt, Prädikat, Objekt und Adverbial als Satzglieder. Attribute sind immer einem Satzglied zugeordnet und somit dessen Bestandteil. Ähnlich verhält es sich beim Prädikativ, das eine an die Verbalhandlung gekoppelte Ergänzung zum Subjekt oder (Akkusativ-)Objekt darstellt. Allerdings ist es möglich, das Prädikativ innerhalb des Satzes zu verschieben. Das ist beim Attribut nicht der Fall, da dies bei seinem Bezugswort stehen muss.
Wohl aber können Subjekt, Prädikat, Objekt, Adverbial, Prädikativ (Prädikatsnomen) und Attribut allesamt als syntaktische Funktionen begriffen werden.
[2] Selbstverständlich gibt es den Ablativ im Deutschen nicht. Der lateinische Ablativ wird in unserer Sprache hauptsächlich über Präpositionalausdrücke mit dem Dativ realisiert. |